Essen und Trinken, Deutschland 2023
Seit 60 Jahren baut Cyril Garner Sellerie in den Fenlands an, einer Gegend in Cambridgeshire, die berühmt ist für ihre schwarze, fruchtbare Erde.
Es dürfte niemanden in ganz Ostengland geben, der Cyril in Sachen Sellerieanbau etwas vormacht. Neben Sellerie baut Cyril auch Rosenkohl und Pastinaken an. Seine Frau bereitet das Gemüse zu. Natürlich als Beilage, als Hauptgericht gibt es Fleisch mit brauner Bratensoße.
Dieses Mal hilft Enkelin Catherine, denn auch sie soll in die Geheimnisse des Lammbratens mit Pfefferminzsoße eingeführt werden.
Um den Selleriebedarf zu decken, entwickelten die Fenland-Farmer eine aufwendige, manuelle Technik: Täglich bedecken sie die wachsenden Stangen mit der schwarzen Erde, sodass nur die Blätter herausschauen. So wird das Gemüse vor Frost geschützt, außerdem bleibt es schön hell und bekommt einen nussigen, erdigen Geschmack. Wichtig dabei: Frisch muss der Sellerie sein, am besten kommt er direkt vom Feld und die Erde hängt noch an der Staude.
Eine Abnehmerin des guten Selleries ist Ellaine Griffin. In ihrem kleinen, aber feinen Lebensmittelladen gleich hinter der gewaltigen Kathedrale von Ely verkauft sie Lebensmittel aus der Region. Ellaine will Anfang Dezember das einjährige Jubiläum ihres kleinen Ladens feiern. Zu essen soll es eine traditionelle Selleriesuppe mit viel Sahne geben - und rohen Sellerie mit verschiedenen Dips nach modernen Rezepten. Ellaine möchte sich nicht nachsagen lassen, dass man in der englischen Küche keine Experimente machen würde.
Schon bei den Griechen genoss Sellerie höchstes Ansehen und bekränzte zusammen mit Lorbeer die Häupter der Edlen. Die Zauberin Kalypso schwor in der Odyssee auf Sellerie; seit dieser Zeit haftet dem Gemüse der Ruf eines Aphrodisiakums an, auch wenn die Wirkung bis heute nicht nachgewiesen werden konnte. Die Bewohner von Cambridgeshire behalten diesbezüglich ihre Erfahrungen für sich.
Von | Claus Wischmann |
Cyril Garner ist sehr stolz auf seinen Staudensellerie. Die fruchtbare Erde der Fens verleiht ihm seinen unnachahmlichen und nussigen Geschmack.