Infomagazin, Deutschland 2022
Jahrzehntelang gab es für die Weltbevölkerung nur eine Tendenz: Sie wurde immer größer. Doch wenn man sich jüngere Studien zur Spermienkonzentration anschaut, gibt es durchaus Grund zur Sorge: Besonders in den westlichen Industrienationen wurde ein deutlicher Abwärtstrend der Spermakonzentration nachgewiesen.
Einer viel beachteten internationalen Überblicksstudie nach tummelten sich hier zuletzt nur noch halb so viele Spermien wie in den 1970er Jahren. Die Ursachen dafür zu ergründen, stellt die Forschung weltweit jedoch vor große Herausforderungen: Ist es unser ungesunder Lebensstil? Stress kann sich ebenfalls negativ auf die Spermienproduktion auswirken.
In den USA hat die Umwelt- und Reproduktionswissenschaftlerin Shanna Swan außerdem zahlreiche Hinweise dafür gesammelt, dass Umweltgifte und hormonaktive Weichmacher der Spermienproduktion schaden und dass Männer, deren Mütter in der Schwangerschaft hohen Konzentrationen von Phtalaten ausgesetzt waren, später weniger fruchtbar sind. Doch diese Stoffe zu meiden ist fast unmöglich, sie umgeben uns den ganzen Tag. Müssen wir uns also darauf einstellen, dass in Zukunft immer mehr Männer unfruchtbar sind?
Dass eine solche Diagnose am Selbstbild vieler Männer nicht spurlos vorbeigeht, bestätigen Psychologen schon heute: Der Mann als Erzeuger ist im allgemeinen Bild von Männlichkeit fest verankert. Und wenn das Selbstbild ins Wanken gerät, bedeutet das Stress und Stress kann den Spermien Schaden. Ein Teufelskreis? Oder könnte die Spermienkrise eine Chance sein, unseren Lebensstil und unsere Männlichkeitsbilder einmal mehr zu überdenken?
Andere Personen | Kontakt: Andrea Mirbeth |