Infomagazin, Deutschland 2022
Fast alles, was wir essen, kommt heute aus Ackerbau und Viehzucht. Felder, Weiden und Ställe bedecken den größten Teil der Landfläche der Erde. Eine Welt ohne Landwirtschaft können wir uns kaum vorstellen. Doch vielleicht müssen wir trotzdem nach Alternativen suchen. Denn Landwirtschaft ist einer der größten Treiber für eine Multikrise. Eine Kombination von Artensterben, Klimawandel, Bodendegradation und wachsender Weltbevölkerung, die ohne revolutionäre Veränderungen der Landwirtschaft kaum zu stoppen ist.
Könnte zelluläre Landwirtschaft ein Teil dieser Revolution werden? Lebensmittel, die nicht aus Pflanzen oder Tieren stammen, sondern aus großen biotechnologischen Anlagen? Also Bioreaktoren, eine Art Hightech-Braukessel, in denen lebende Zellen sich unter optimalen Bedingungen rasant vermehren. Für Fleisch gehen diese Verfahren gerade in die großtechnische Anwendung, für Milchprodukte und Fisch steht das kurz bevor. Noch größeres Potenzial sehen Forscherinnen und Forscher bei pflanzlichen Zellen. Diese lassen sich einfacher vermehren als tierische Zellen - und das kann prinzipiell jede Pflanzenart. Im Labormaßstab funktioniert schon die Produktion von Beerenmus, Kaffee oder sogar Holz.
Müssen wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass unser Essen in Zukunft komplett aus Bioreaktoren kommt? So schnell wahrscheinlich nicht, denn die Technik ist teuer, kompliziert - und im Fall von Fleisch - energieaufwendig. Für Produkte mit mieser Ökobilanz wie Avocados oder Kaffee könnte es sich aber lohnen. Sollten wir post-landwirtschaftlichen Revolution eine Chance geben, auch wenn dadurch nur ein Teil der Ställe und Äcker überflüssig wird?
Freitag | 10.01. | 23:05 Uhr | ARD alpha |
Andere Personen | Kontakt: Andrea Mirbeth |