Infomagazin, Deutschland 2023
Viele Forschende gehen davon aus, dass wir weltweit nicht zunehmend mehr Wind haben werden, sondern weniger. Denn wenn das Eis an den Polen schmilzt und sie sich erwärmen, wird auch die Temperaturdifferenz zwischen Äquator und eben diesen Polen sinken. Der Temperaturunterschied ist aber der "Motor", der unseren Wind antreibt: Warme und feuchte Luft steigt am Äquator auf und strömt in Richtung der Pole, wo sie sich abkühlt und wieder absinkt. Wenn dieser Temperaturunterschied kleiner wird, sollte es deshalb auch weniger Wind geben. Und so verlief auch die Entwicklung: Jahrzehntelang ließ der Wind langsam nach. Vor rund zehn Jahren nahmen die mittleren Windgeschwindigkeiten wieder zu. Warum das so ist? Darüber rätselt die Klimaforschung noch.
Bei einem besonders wichtigen Wind, dem Jetstream, beobachten die Forschenden in letzter Zeit immer wieder, dass er nachlässt. Da es der Jetstream ist, der die Hoch- und Tiefdruckgebiete über unseren Kontinent treibt, hat seine Verlangsamung große Konsequenzen: Bleibt ein Hochdruckgebiet stationär, kann das zu langen Hitze- und Trockenperioden führen. Wird dagegen ein Tiefdruckgebiet mit niederschlagsreichen Wolken nicht weitergeblasen, kann es zu schweren Überschwemmungen kommen.
Der Fokus in dieser Folge liegt darauf, wie Wind entsteht und unser Wetter und Klima beeinflusst. Wer den Wind berechnen will, muss sich mit dem Riesenbillard unserer Atmosphäre befassen. Rund 10 hoch 44 Kugeln beziehungsweise Luftmoleküle sind hier im Spiel. Denn nichts anderes ist Wind: winzige Moleküle, die aneinanderstoßen und erst in der Summe die Gewalt von Stürmen entfesseln. Aber um im Billardvergleich zu bleiben: Selbst nur ein paar Zusammenstöße von Billardkugeln sind auch mit Supercomputern nicht mehr genau vorhersagbar. Können wir den Wind der Zukunft gar nicht berechnen? Welche Trends lassen sich trotzdem feststellen?