Infomagazin, Deutschland 2024
Schon Norbert Elias wusste: Der Tod ist ein Problem der Lebenden. Menschen verlieren nahestehende Menschen und wollen die Verstorbenen nicht gehen lassen. Gleichzeitig lassen die schnell ablaufenden biologischen Prozesse kaum Zeit für ein langes Abschiednehmen. Daher haben Menschen die Erinnerung an Verstorbene auf einzigartige Weise kultiviert: durch Bestattungen - eine der ältesten Kulturleistungen überhaupt.
Seit etwa 240.000 Jahren ist das Erdbegräbnis die bevorzugte Bestattungsart. Doch diese Praxis bereitet heute Probleme: In manchen Großstädten gibt es kaum noch Platz für die klassische Sargbestattung. Und auch die Feuerbestattung führt in eine Sackgasse, wenn es nicht genügend Nischen in Kolumbarien gibt. Soziologe Dr. Thorsten Benkel meint: "Je größer die Stadt und je stärker bebaut, desto weniger Fläche für den Friedhof. Da muss man kreativ werden."
Zudem kommt es bei den klassischen Bestattungsarten zu Umweltbelastungen: Allein in den USA werden jedes Jahr neun Millionen Meter Holz, 2.700 Tonnen Kupfer und Bronze, über 100.000 Tonnen Stahl und circa 1.600.000 Tonnen Beton für Bestattungen verbraucht. Allein in Deutschland werden durch Feuerbestattungen jährlich mehr als 200.000 Tonnen CO2 freigesetzt.
Die Bestattungsbranche setzt auf radikale Reduktion. Die Liste an Death-Techs, die immer weniger von den Verstorbenen übriglassen, wird länger. Dazu zählen zum Beispiel Kompostieren oder in Säure auflösen. Aber: Wenn es keine herkömmlichen Gräber mehr gibt, wohin geht man, um zu trauern? Wie erinnert man sich an die Toten, wenn nichts mehr an sie erinnert?
Regie | Thomas Kulik |
Klassische Bestattungen verschlingen große Mengen an Holz, Stein, Bronze, Kupfer und Beton.