Reportage, D 2017
Für die Menschen im Süden Niedersachsens gehört zum Herbst und Winter die Rübenkampagne fest dazu. So wird die Zeit der Zuckerrübenernte und -verarbeitung genannt. In den Monaten ab September kommt es darauf an, dass alle perfekt zusammenspielen, damit die Rüben pünktlich vom Feld und in die Fabrik kommen: in der Landwirtschaft, beim Transport und in der Zuckerfabrik.
Thomas Klarhölter ist Landwirt in der Nähe von Hildesheim. Hier, wo es mit die besten Böden Deutschlands gibt, baut er Zuckerrüben für das Nordzucker-Werk in Nordstemmen an. Mit seinem 600.000 Euro teuren Rübenroder erntet er Zuckerrüben. Dabei muss er sich an einen festen Zeitplan halten. Wenige Tage später werden die Rüben zu einem langfristig ausgemachten Termin abgeholt und in die Fabrik transportiert.
Dafür, dass die Zuckerrüben vom Feld in die Fabrik transportiert werden können, sorgt die sogenannte Rübenmaus. Das ist eine ebenfalls sehr teure und große Maschine, die die am Feldrand aufgetürmten Rüben aufnimmt, reinigt und in bereitstehende Lkw verlädt. Christian Piel ist einer, der die Rübenmaus schon seit vielen Jahren bedient und von morgens bis abends in ihrem Führerhaus sitzt. Dabei kommt es auf seine Erfahrung an: Kein Lkw darf unter- oder überladen sein, damit die Kapazitäten ausgeschöpft werden und sich die Fahrer an die Straßenverkehrsordnung halten.
Nach der Rübenmaus übernehmen Lkw mit 40 Tonnen Gesamtgewicht die Ladung. Landwirt Bernd Uhde ist schon seit mehr als 30 Jahren bei Rübenkampagnen dabei. Und er hat eine wichtige Aufgabe: Er ist Disponent für mehrere Lkw einer sogenannten Transportgemeinschaft und muss dafür sorgen, dass immer genug Fahrerinnen und Fahrer bereitstehen, die in dieser stressigen Zeit rund um die Uhr mit den Rüben vom Feld ins Werk nach Nordstemmen fahren. Pause hat er in dieser Zeit kaum. Er ist rund um die Uhr erreichbar.
In der Zuckerfabrik Nordstemmen arbeitet Till Markgräfe als Leiter des Agricenters: Das ist die Schnittstelle zwischen Fabrik und Landwirtschaft, die dazu da ist, beide miteinander zu synchronisieren. Wenn ein Landwirt Fragen zur Rübenqualität oder der Ernte hat, besucht Till Markgräfe ihn auf dem Acker.
Thorsten Netz fährt in der gesamten Rübenkampagne mit dem Radlader auf der sogenannten Rübenplatte. Hier sammelt die Fabrik einen Rübenvorrat für die Sonntage an, wenn die Lkw nicht fahren dürfen. Seine Herausforderung: die LKW richtig koordinieren, die Rüben immer kontinuierlich auftürmen und das möglichst so, dass der Platz optimal ausgenutzt wird.
Moritz Müller arbeitet im sogenannten Zuckerhaus: Hier wird der Saft aus den Rüben eingekocht, bis sich in ihm Zuckerkristalle bilden. Er muss genau den richtigen Moment erwischen, wenn der Sirup die richtige Konsistenz zum "Impfen" erreicht hat. Dann gibt er feinst vermahlenen Zucker hinzu, sodass sich im Sirup an ihm die neuen Zuckerkristalle bilden können.
"Die Nordreportage" ist in der Rübenkampagne dabei, wenn alle Beteiligten unter Strom stehen und ihren Beitrag dazu leisten, dass aus den Rüben Zucker wird.
Von | Benjamin Cordes |