Reportagereihe, Deutschland 2025
Kappadokien ist bekannt für seine einzigartigen "Feenkamine", ausgehöhlte Felsnadeln, die zum Teil noch bewohnt werden. Wichtige Teile der Region sind zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden. Über Tälern mit besonders vielen "Feenkaminen" steigen jeden Tag in aller Frühe Heißluftballons mit Touristen auf. Die Felsen, die Ballons, der Sonnenaufgang - alles hier ist wie gemacht für Instagram und Co.
Der Fotograf Mustafa Köse macht die passenden Bilder dazu, drückt im richtigen Moment im sorgfältig arrangierten Setting auf den Auslöser seiner Kamera. "Die Touristen wollen genau solche Aufnahmen, für Social Media", erklärt er. Tausende solcher Motive hat der Fotograf schon geschossen. "Der Kulturtourismus ist tot. Was die Leute jetzt von uns wollen, ist Show." Der Fotograf hadert damit, obwohl er von den Wünschen der Touristen gut leben kann.
Zehra Demircan hat vor einem Jahr das Hotel ihres Vaters übernommen. Die "Feenkamine" der Familie hat ihr Vater so originalgetreu wie möglich belassen, damit sie einen Eindruck vom ursprünglichen Leben in Kappadokien ermöglichen. Das findet Zehra grundsätzlich gut und modernisiert nur sehr behutsam. An ihren Besuchern zweifelt sie manchmal. "Wir hatten eine Reisegruppe hier, die haben eine Woche lang nichts besichtigt", erzählt sie. "Den ganzen Tag nur Selfies."
Der Aktivist Mükremin Tokmak kämpft seit Jahren dagegen, dass die einzigartige Landschaft seiner Heimat zerstört wird. Eine Schnellstraße für noch mehr Tourismus, mitten durch ein Tal mit "Feenkaminen", ist für ihn ein absoluter Sündenfall. Er dokumentiert die Auswirkungen der Bauarbeiten ebenso wie alte Kirchen, die durch die Straße zerstört werden - immer in der Hoffnung, dass sich der Trend noch aufhalten lässt.
Mittwoch | 15.01. | 11:25 Uhr | arte |
Nah dran, authentisch, echt - der Mensch im Mittelpunkt. In 30 Minuten taucht Re: in Lebenswelten ein und macht Europas Vielfalt erlebbar. Von montags bis freitags um 19.40 Uhr und jederzeit im Netz.