Tourismus, Deutschland 2018
Die Fahrt mit dem Glacierexpress ist eine der berühmtesten Eisenbahnreisen der Welt. In acht Stunden erfahren wir zwischen St. Moritz und Zermatt knapp 300 Kilometer Schweizer Alpenlandschaft in ihrer schönsten Form. Seit 88 Jahren gehört die Reise mit dem "langsamsten Schnellzug der Welt" zu einer der aufregendsten und bequemsten Möglichkeiten, die Alpen zu entdecken. Den letzten Teil der dreiteiligen Dokumentation beginnen wir in Brig. Das Städtchen war schon immer ein wichtiger Transitort. Hier kreuzt der Glacierexpress die Lötschberglinie und weiter südlich führt die Simplonbahn nach Italien. Reger Handel brachte der Stadt Wohlstand, davon legt noch heute der Stockalper-Palast, ein bedeutender barocker Palastbau in der Schweiz, Zeugnis ab. Arthur Huber ist Schlosswart und wohnt noch heute im Palast. Am Nachmittag verlässt der Glacierexpress das Rhonestädtchen bis nach Visp. Hier biegt die Strecke ein ins Vispertal. Das Wallis, die Sonnenstube der Schweiz, zeigt sich hier von seiner schönsten Seite. Vor Stalden beginnt die steilste Strecke des Glacierexpress mit 125 Promille. Etwas weniger Promille wird hier in schrägen Gläsern im Zug dargereicht - Heidawein. Die Gläser sind so schräg, dass sie bei steiler Bergfahrt auf dem Tisch gerade stehen. Der Wein übrigens stammt aus der Gegend. Oberhalb der Strecke, bei Visperterminen, befindet sich der höchstgelegene Weinberg nördlich des Alpenhauptkammes auf einer Höhe von 1.150 Meter. Der Wein schmeckt fruchtig und hat es in sich. Bis zu 14 Prozent Alkohol sind nicht selten. Heidawein wird daher auch als "Beinbrecher" bezeichnet. Der Glacierexpress klettert nun immer weiter hinauf. Ein gutes Klima für die Herstellung von Trockenfleisch. Einst ein Grundnahrungsmittel der Bergbauern ist Trockenfleisch heute eine Delikatesse, vor allem im Wallis ist man stolz darauf, dass es nur aus Schweizer Rindfleisch hergestellt wird. Direkt neben der Strecke grasen die Ehringer Kühe, aus deren Stotzen das leckere Trockenfleisch hergestellt wird. Auf den letzten Kilometern vor der Endstation Zermatt bestaunen wir noch die zirkusreife Akrobatik der Kellnerin im Grappaeinschenken. Wahrlich im "hohen Bogen" steht sie mitten im Waggon und gießt aus ca. einem Meter Entfernung Grappa ins Schnapsglas. In Täsch fährt derweil der Zug vorbei an riesigen Parkplätzen. Ins autofreie Zermatt darf man nur mit Pendelzug oder eben mit dem Glacierexpress fahren. Was ab Mitte des 19. Jahrhunderts für die englische High-Society St. Moritz für Skifahrer war, ist Zermatt für Bergsteiger gewesen. Rund um Zermatt thronen 30 Viertausender - darunter "Gottes Pyramide", das Matterhorn. Krönender Abschluss einer Fahrt mit dem Glacierexpress ist daher für viele die Fahrt mit der Gornergratbahn. Vom mehr als 3.000 Meter hohen Gornergrat bietet sich vor allem am Spätnachmittag ein unvergleichlicher Blick auf den meistfotografierten Berg der Welt, das Matterhorn.
Andere Personen | Kontakt: Andrea Wich |
Gornergratbahn mit Matterhorn.