Reportage, Österreich 2021
Immer mehr Unternehmen vom Start-Up bis zu Weltkonzernen wie Google und Apple entdecken, wie lukrativ das Milliardengeschäft mit dem guten Schlaf ist. Rund um Ein- und Durchschlafhilfen wie Medikamente, Apps und Schlaftracker, Nahrungsergänzungsmittel oder optimierte Bett-Ausstattung ist eine regelrechte Industrie entstanden, genannt: Sleeponomics.
Donnerstag | 12.12. | 05:00 Uhr | DF1 |
Suchbegriffe wie "Schlafprobleme", "kann nicht schlafen" sind laut Google in den Jahren 2020 und 2021 mehr als je zuvor eingegeben worden. Im Schlaflabor des AKH in Wien haben Experten so einen Zulauf registriert, dass sogar ein Aufnahme-Stopp verhängt worden ist. Dr. Stefan Seidel ist der Leiter des Institutes und erklärt: "Viele kommen ins Schlaflabor und glauben wir können sagen, warum sie schlecht schlafen, aber das Schlaflabor kann keine Aufschlüsse über die Kausalzusammenhänge geben. Bei Schlafproblemen ist Präzisionsmedizin erforderlich. Jeder Mensch reagiert anders auf das Problem, daher ist kein Medikament allein hilfreich. Und daher gibt es damit auch so viel Geschäftemacherei." Unbestritten unter Experten ist: Schlafstörungen und Schlafmangel sind die Ursache für Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-, Darm- und Stoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Alzheimer, Krebs und Depressionen. Permanenter Schlafmangel verändert sogar unsere Genaktivitäten, fördert Entzündungen und schwächt das Immunsystem. Nur wenn wir tief schlafen, kann der Körper seine inneren Abwehrkräfte aktivieren und damit schweren Krankheiten vorbeugen. Den Wunsch gesunden Schlaf durch teure technische Hilfsmittel zu erreichen, sieht Dr. Stefan Seidel aber kritisch: "Wir müssen wieder lernen, uns auf die Nachtruhe einzulassen, den Tag abzuschließen und nicht schon am Abend wieder an die nächste To-Do-Liste zu denken."