Wissenschaft, Deutschland 2021
Ärzte sind alarmiert: Immer häufiger nehmen Pilzerkrankungen einen tödlichen Verlauf. Die Hoffnung von Forschenden ruht auf neuen Wirkstoffen - ausgerechnet aus dem Reich der Pilze. Schon vor über 2000 Jahren erkannte man in China die Heilkraft der Pilze. Jetzt setzen auch Schulmediziner auf Naturstoffe aus dem großen Reich der Pilze. Harald Lesch begibt sich auf die Spur der Wunderkräfte aus dem Wald. Die Wirkung von sogenannten Magic Mushrooms ist berauschend. Bereits in der Hippie-Bewegung - in den Sechziger- und Siebzigerjahren - experimentierte man mit diesen Drogen, bei falscher Dosierung nicht selten mit tödlichen Folgen. Ursprünglich verwendeten Indigene Mittelamerikas die Pilze zu spirituellen Zwecken. Heute liegt die Hoffnung auf psychoaktiven Inhaltstoffen dieser sogenannten Zauberpilze für die Therapie von Depressionen, wie zum Beispiel Psilocybin. Man glaubt, den Stoff erfolgreich in der Psychotherapie einsetzen zu können. In Kanada und den USA ist Psilocybin bereits seit 2020 ein legales Therapeutikum. Erstmals wird es nun auch in Deutschland gegen Depressionen getestet. Am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena geht man den Pilzen als Erregern von gefährlichen Infektionskrankheiten auf den Grund. Die Forschenden wollen wissen, wie es den Pilzen gelingen kann, das menschliche Immunsystem zu überwinden. Ein Beispiel dafür ist der normalerweise harmlose Pilz Candida auris, der zum gefährlichen Killer werden kann. Gleichzeitig untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie gerade Gifte der Pilze für die Entwicklung neuer Medikamente genutzt werden können: Basierte die Anwendung von Heilpilzen früher auf reiner Empirie, untersuchen Forschende heute gezielt neue Pilz-Arten auf ihren Nutzen als Entzündungshemmer, als Krebsmedikament und in manchen anderen Bereichen. Auch zur Lösung eines weltweiten Problems - die Resistenz gegen Antibiotika - könnte Rettung aus dem Reich der Pilze kommen. Zwar sind heute 120.000 Arten bekannt, vermutlich gibt es jedoch mehrere Millionen Arten - unzählige davon noch unerforscht. In ihnen könnte das Potenzial für neue, dringend benötigte Medikamente stecken. Inzwischen hat ein regelrechter Wettlauf um die erfolgversprechendsten Stoffe begonnen. Harald Lesch zeigt, warum der "Giftschrank der Natur" uns retten, aber auch töten kann.