Wissenschaft, Deutschland 2023
Die Erde im Boden ist unscheinbar und nichts Besonderes. Eine braune und recht schmutzige Masse. Aber sie ist so viel mehr als nur Dreck. Sie hat das Potenzial, die Welt zu retten. Egal, ob Klimakatastrophe, Artensterben, Wassermangel oder Bodenerosion. Mit diesem Wundermittel zu unseren Füßen lässt sich all das bekämpfen. Nicht umsonst heißt der Planet, auf dem wir leben, "Erde". Der Boden unter unseren Füßen ist ein geheimer Ort, ein noch nahezu unerforschtes Reich. Das, was so leblos erscheint, ist voller Wunder: In einer Handvoll Erde stecken mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt. Und einer hält da unten das Ökosystem Boden zusammen: der Regenwurm. Er könnte sogar im Kampf gegen den Klimawandel helfen. Das klingt komisch, schließlich können Regenwürmer nicht viel mehr als schlängeln und fressen. Und doch verändern Regenwürmer das Erdreich fundamental. Indem sie Pflanzenreste zersetzen und im Boden verteilen, sind sie maßgeblich an der Bildung von Humus beteiligt. Und Humus ist der größte terrestrische Speicher für organischen Kohlenstoff. Böden speichern rund viermal so viel Kohlenstoff wie die oberirdische Vegetation und mehr als doppelt so viel wie die Atmosphäre. Könnte man sich diese Tatsache zunutze machen, um mehr Kohlenstoff in den Boden zu bringen und damit der Atmosphäre zu entziehen - ganz natürlich? "Humusaufbau" ist das neue Zauberwort. Wie das mit der Landwirtschaft gelingen kann und welche Schwierigkeiten sich dabei ergeben, beleuchtet Harald Lesch mit dem Agrarwissenschaftler und Landwirt Felix Prinz zu Löwenstein. Gesunde Böden zu erhalten und aufzubauen muss uns aber auch aus anderen Gründen interessieren. Böden sind sehr unterschiedlich. Die Bodendecke Deutschlands ist ein Flickenteppich verschiedener Bodentypen. Für die landwirtschaftliche Nutzung ist neben dem Humusgehalt immer auch die Bodenart entscheidend, die bestimmt, wie viel Wasser und Nährstoffe gespeichert werden können - aber auch, wie anfällig ein Boden gegenüber Erosion ist. Harald Lesch geht der Frage nach, warum gerade Nord- und Ostdeutschland besonders gefährdet sind. Wenn Staubstürme die fruchtbare Erde davontragen, ist sie für immer verloren - und kann zu einem ernst zu nehmenden Problem werden. Das zeigt ein Massenunfall 2011 nahe Rostock auf der A19 mit vielen Toten und Schwerverletzten - ausgelöst durch einen Sandsturm aus Ackerboden. Eine schicksalhafte Verkettung? Die Lage ist ernst, vor allem in den trockensten Regionen Deutschlands. Im Osten Brandenburgs sind die Landwirte gleich mehrfach benachteiligt. Sie kämpfen hier nicht nur gegen die nährstoffarmen, ausgelaugten und sandigen Böden, sondern auch gegen dramatisch veränderte Witterungsbedingungen. Dafür hat Benedikt Bösel seinen Job als Investmentbanker an den Nagel gehängt. Der Landwirt und sein Team möchten zeigen, dass man guten Boden auch in diesem Winkel Deutschlands aufbauen kann. Wenn es hier klappt, dann kann es auch an fast jeder anderen Stelle in Deutschland funktionieren. Ausgerechnet die vermeintlichen Klimakiller Kühe helfen ihm auf dem Weg der Ackerbodenreparatur. Was sind weitere Geheimnisse seines über 3000 Hektar großen Real-Labors? Harald Lesch untersucht, wie die Landwirtschaft uns helfen kann, die großen Probleme der Zukunft anzugehen. Der Boden unter unseren Füßen ist ein wahres Wunder. Wir müssen unsere Erde nur zu schätzen und zu schützen wissen.