Dokumentation
Die Justizvollszugsanstalt Moabit ist Teil eines riesigen Komplexes der Strafjustiz und seit mehr als 100 Jahren von verstörender Präsenz in Berlins City. Und obwohl mitten im Zentrum der Hauptstadt bleibt die JVA Moabit für Außenstehende verborgen und geheimnisvoll. Nur selten wird an diesem Ort Einblick gewährt, öffnen sich die schweren, vergitterten Türen für Fernsehkameras.
Die Dokumentation betritt diese abgeschlossene Welt und erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven den Alltag und die Geschichte dieses Mikrokosmos, der auf bizarre Weise deutsche Geschichte und Gegenwart komprimiert. Ernst Thälmann wartete ab 1933 im Moabiter Untersuchungsgefängnis auf seinen Prozess. Ob er dort dem ab 1935 ebenfalls inhaftierten Erich Honecker begegnete, darüber schwieg der spätere DDR Staatschef, selbst als er nach 57 Jahren, nach der Wende, zum zweiten Mal als Untersuchungshäftling in die JVA Moabit kommt. Vorher saßen hier die Mitglieder der "Bewegung 2. Juni" ein. Für die Terroristen wird eigens ein Hochsicherheitstrakt gebaut, der nach 1989 wieder verschwindet. Der Film spürt die Geheimnisse dieses Ortes auf. Deren Tragik, Kraft und auch schreckliche Banalität speisen sich aus der extremen Situation der Untersuchungshaft, in der die einen in absoluter Unfreiheit ausharren müssen und die anderen diesen Zustand garantieren. Wie Arno Funke alias Dagobert als Untersuchungshäftling damit umging, auch davon erzählt dieser Film. Die Justizvollzugsanstalt Moabit - Ein verschlossener Ort mitten in Berlin.
Von | Galina Breitkreuz |