Reportage, Deutschland 2024
Im Spätherbst wollen die Saatgutjäger hoch hinaus in die Baumwipfel. Das Ziel: heimische Zapfen ernten. Denn das Saatgut wird gebraucht, um die niedersächsischen Wälder zu erhalten und klimaresistent zu machen.
Den deutschen Wäldern geht es schlecht: Laut Waldzustandsbericht 2024 des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist jeder fünfte Baum krank. Es fehlen junge, resistente Bäume, um den klimatischen Herausforderungen der künftigen Jahrzehnte trotzen zu können.
Die Forstsaatgutberatungsstelle der Niedersächsischen Landesforsten in Oerrel soll dafür sorgen, dass es genug Saatgut gibt und keines verloren geht. In einer Seilkletterschule werden die Mitarbeitenden für die Ernte von heimischen Zapfen in schwindelerregender Höhe geschult. Sie müssen auch dort Saatgut sammeln, wo sie mit Hubsteigern nicht hinkommen. Dafür muss Thomas Böhl diese "Sondereinheit" der Niedersächsischen Landesforsten in einem straffen Training in der Kletterschule fit machen. Doch das ist anspruchsvoll: Materialkunde, verschiedene Klettertechniken, Knotentechnik und Rettungsmaßnahmen müssen die Teilnehmenden lernen. Denn der Einsatz in den Bäumen ist nicht ungefährlich und im Herbst mit schlechtem Wetter und kurzen Tagen eine echte Herausforderung.
Doch die Landesforsten brauchen das heimische Saatgut, denn nur damit können sie die Nachzucht und den Fortbestand der Wälder in Niedersachsen gewährleisten. Wichtig dafür ist zudem die Saatgutaufbereitung, auch dafür ist die Forstsaatgutberatungsstelle zuständig. Denn das Saatgut muss auch gelagert werden, damit es stets in ausreichender Menge vorhanden ist - auch wenn in einem Jahr die Ernte spärlich ausfällt.
"Die Nordreportage" begleitet die Mitarbeitenden der Forstsaatgutberatungsstelle bei ihrer Ausbildung in der Seilkletterschule bis hin zu ihren Einsätzen in schwindelerregender Höhe, bei denen sie versuchen, das wertvolle Saatgut in den Baumwipfeln zu ernten.
Von | Petra Peters, Nathalie Siegler | |
Redaktion | Karoline Grothe, Joachim Grimm |