Dokumentation, D 2024
Am 24. Januar 2025 könnte die Berliner Schießstandaffäre ihren vorläufigen Abschluss finden. Dann wird in dieser Angelegenheit vor dem Kammergericht ein Urteil gesprochen: Der Ex-Polizist Stefan Lange hat seinen ehemaligen Dienstherrn, die Polizei Berlin, verklagt. Lange, früher SEK-Trainer, kämpft für die Anerkennung eines Dienstunfalls und Schadensersatz. Ihm und einem weiteren SEK-Kollegen geht es auch um Rehabilitierung. 2009 beschweren sie sich über die Zustände in den Berliner Schießständen. Nach bis zu 1000 Schuss in der Woche plagt sie Übelkeit. Beim Abhusten nach dem Schießtraining reißen sie in ihrer Not die schweren Hallentüren aus Stahl auf, um nach Luft zu schnappen. Ihre Taschentücher färben sich schwarz. Was die Polizisten damals nicht wissen: Die Lüftungsanlagen funktionieren nicht. Giftige Dämpfe, die beim Schießen entstehen, werden immer wieder zu Stefan Lange und seinen Kollegen zurückgeführt. Sie atmen die Dämpfe über Jahre, manche sogar über Jahrzehnte ein.
Der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter , Michael Böhl, ermutigt 2015 Betroffene, ihre Geschichte zu erzählen. Der rbb veröffentlicht die Missstände und Gutachten, die lange unter Verschluss waren. Ein Stein kommt ins Rollen: Schießtrainer und SEK-Beamte lassen sich ärztlich untersuchen. Es werden krebserregende Stoffe in ihren Körpern festgestellt. Viele können sich endlich ihre Krankheiten erklären: Herz- und Kreislaufprobleme, Asthma, Krebs.
rbb-Reporterin Gabi Probst hat Stefan Lange und andere betroffene Polizisten über neun Jahre begleitet. Einige sterben in dieser Zeit. Andere gründen den Verein B.I.S.S. und erkämpfen Entschädigungszahlungen. Über 700 Betroffene stellen dafür einen Antrag. In kaum einem anderen Fall sind sich Innenpolitiker aller Fraktionen im Abgeordnetenhaus in der Sache so einig, trotzdem dauerte es Jahre, bis ein Entschädigungsfond aufgelegt wird.
Die rbb Story zeigt nicht nur, wie die Berliner Polizei ihre Fürsorgepflicht verletzte, sondern auch den harten Kampf der Betroffenen für Gerechtigkeit und ihre Gesundheit. Viele können nicht mehr geheilt werden, aber heute muss niemand mehr beim Schießen erkranken. Inzwischen werden neue Schießstände in der Hauptstadt gebaut.
Von | Gabi Probst |
Jahrelang haben Berliner Polizistinnen und Polizisten auf maroden Schießständen trainiert. Nicht wenige auf Kosten ihrer Gesundheit. Die Anerkennung der Missstände durch die Politik dauerte Jahre - genauso wie die juristische Aufarbeitung. Der ehemalige SEK-Trainer Stefan Lange kämpft vor Gericht um die Anerkennung eines Dienstunfalls und um Rehabilitierung. - Betroffenen Polizeibeamte demonstrieren.
Dienstag | 04.02. | 20:15 Uhr | rbb |
rbb Story Die Schießplatz-Affäre - Wie Berliner Polizisten für Gerechtigkeit kämpfen |