Zeitgeschichte, Schweiz 2023
Verdeckte Ermittelnde unterwandern die Mafia, laden Hehler nach St. Moritz im Schweizer Kanton Graubünden ein und täuschen einen Deal vor.
Mit filmreifen Methoden holt die Zürcher Justiz ein 100-Millionen-Bild zurück, das beim Überfall auf das Bührle-Museum 2008 gestohlen wurde. Die Dokumentation zeigt die Hintergründe.
10. Februar 2008: Bewaffnete Diebe stürmen das Bührle-Museum in Zürich, entwenden vier Kunstwerke und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Es ist der größte Kunstraub Europas. Zwei der Bilder, Werke von Vincent van Gogh und Claude Monet, werden eine Woche nach dem Raub auf einem Parkplatz in der Nähe wiedergefunden. Wie die Zürcher Justiz die beiden anderen Bilder - einen Degas und den 100-Millionen-Cezanne "Der Knabe mit der roten Weste" - zurückholen konnte, war bisher unbekannt.
Nun, 15 Jahre später, sprechen die Staatsanwaltschaft und die Polizei zum ersten Mal über den Fall. Die Aktion war spektakulär: Die Zürcher Kriminalbehörden schleusten einen verdeckten Ermittler in die serbische Mafiabande ein und gaben vor, international Pornofilme zu produzieren. Es folgten Einladungen zu Luxus-Weekends in St. Moritz, riskante Begegnungen im kriminellen Milieu Belgrads und ein gefakter Millionendeal, um die Bilder zurückzukaufen.
Was wie reine Fiktion klingt, ist Realität. "Diesen Weg haben wir beschritten, weil die Staatsanwaltschaft nicht nur die Wiederbeschaffung der Bilder in Auftrag gegeben hat, sondern auch die Täter zur Rechenschaft ziehen wollte", erklärt Peter Bächer, Chef Strukturkriminalität der Kantonspolizei Zürich. Dies bestätigt auch Urs Hubmann, Leitender Staatsanwalt: "Man darf nicht vergessen, dass solche Tätergruppen auch Leute in Zürich haben, die kriminelle Taten vorbereiten. Wenn wir das zulassen, wird es hier deutlich unsicherer, deshalb war es uns wichtig, gegen die Täter vorzugehen."
Die Aktion war für die Ermittelnden nicht ohne Risiko: "Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, mussten die verdeckten Ermittler exakt den Anweisungen der Führungspersonen in der Zentrale folgen. Und dies hat in diesem Fall zum Erfolg geführt", bilanziert Beat Rhyner von der Stadtpolizei Zürich. Tatsächlich ist es ihnen gelungen, sowohl das Bild zurückzuholen als auch die Täter zu überführen. "Der Knabe mit der roten Weste", ein Meilenstein der Kunstgeschichte von Paul Cezanne, hängt inzwischen im Kunsthaus Zürich. Es wurde zusammen mit den anderen Bildern aus der Sammlung des Industriellen Emil Bührle dem Kunsthaus übergeben.
Die Dokumentation "Es geschah am ... Kunstraub Bührle" erzählt die Hintergründe der Aktion. Um keine Rückschlüsse auf die echten Polizistinnen und Polizisten zu ermöglichen, wurde die Geschichte der verdeckten Ermittlern stark verändert. Vertreter der Staatsanwaltschaft sowie der Stadtpolizei und Kantonspolizei Zürich nehmen ebenso Stellung wie der damalige Direktor der Bührle-Stiftung, Lukas Gloor.
Von | Oliver Bolt, |
Die Räuber nehmen sich ein Bild von Edgar Degas.
Samstag | 11.01. | 21:35 Uhr | 3sat |
Es geschah am... Der Bührle-Kunstraub |
S00E01 |