Doku-Reihe, Deutschland 2021
Das wiedervereinigte Deutschland pflegt die Mythen der alten Bundesrepublik. Doch ob zum Beispiel Deutschland ein Einwanderungsland ist - diese Frage spaltet die Gesellschaft. Der größte deutsche Nachkriegsmythos ist die Wiedervereinigung selbst. Die DDR hat sie anfangs propagiert, später tabuisiert. In der Bundesrepublik wurde sie oft beschworen, aber mehr noch als Parole belächelt. Inzwischen ist die Einheit Realität geworden, oder? Deutschland gibt es nach 1949 in drei staatlichen Ausprägungen: als DDR, als alte und später als wiedervereinigte Bundesrepublik. Jeder dieser Staaten muss die Loyalität seiner Bevölkerung gewinnen und greift dafür auf Herleitungen zurück, die bald mythischen Charakter gewinnen. "Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört." Mit diesen Worten charakterisiert Willy Brandt 1989 den Mauerfall. Die Wiedervereinigung ist inzwischen selbst Geschichte, doch der Mythos hat überlebt. Heute sind es primär die Mängel des Einigungsprozesses, die ihm einen neuen Inhalt geben. Andere Erzählungen hat das vereinigte Deutschland von der alten Bundesrepublik geerbt - und tut sich schwer, eine gemeinsame Lesart zu finden. Europa - zu dieser Idee kommt in der jüngeren Vergangenheit vor allem ein Zusatz: Skepsis. Denn Europa steht wegen überbordender Bürokratie immer wieder in der Kritik, die Einführung des Euro löste hierzulande sogar regelrechte Ängste aus. Dabei waren sich die Nachkriegsdeutschen in diesem Punkt einig: Die Antwort auf die Schrecken der Vergangenheit kann nur in einem vereinten Europa liegen. "Deutschland ist kein Einwanderungsland" - diesem Glaubenssatz der alten Bundesrepublik hat die Politik bis heute nicht offiziell abgeschworen. Dabei hat mehr als ein Viertel der Deutschen heute einen Migrationshintergrund. Mitgezählt sind dabei noch nicht einmal die Vertriebenen, die nach 1945 nach Westen strömten. War ihre Integration wirklich um so vieles einfacher als später bei Gastarbeitern und Asylsuchenden? Diese Folge der ZDFinfo-Reihe "History Deutschland - Meilensteine und Mythen" beschäftigt sich mit dem mythologischen Bestand des vereinten Deutschlands. Jedes Land lebt von Erzählungen, die Identität und Zusammenhalt stiften. Deutschland hat nach dem Zweiten Weltkrieg eine ganze Reihe davon hervorgebracht. Halten sie der Überprüfung stand?
Auch der Satz "Deutschland ist kein Einwanderungsland" gehörte zum mythologischen Bestand der alten Bundesrepublik. Dabei ist die Realität seit Jahrzehnten eine andere: In den 50er-Jahren kamen die ersten "Gastarbeiter" nach Westdeutschland. Doch aus den "Gästen" und ihren Kindern sind heute in vielen Fällen Deutsche geworden.
Mittwoch | 18.12. | 16:30 Uhr | ZDFinfo |
History Deutschland - Meilensteine und Mythen Der Westen |
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Mittwoch | 18.12. | 17:15 Uhr | ZDFinfo |
History Deutschland - Meilensteine und Mythen Die DDR |
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Mittwoch | 18.12. | 18:00 Uhr | ZDFinfo |
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