Regionalmagazin, Deutschland 1987
Rund 300 Gutshöfe und Landgüter zieren das Bundesland Schleswig-Holstein zwischen den Meeren. Dort laufen die Weihnachtsvorbereitungen. Etliche davon öffnen ihre Tore zu groß organisierten Weihnachtsmärkten, familiär arrangierten Adventsfesten oder lassen einen ganzen Ort im besonderen Glanz erstrahlen. Die Vorbereitungen dafür starten schon im Sommer. Aber jetzt, wenige Wochen vor Heiligabend und kurz bevor die Tore der Herrenhäuser für alle Weihnachtsfans öffnen, ist Hochsaison zwischen Budenbau, Kränze binden und Gans brutzeln.
Gut Pronstorf: Wenn Hans-Caspar Graf zu Rantzau durch seine Weihnachtsbaumkulturen auf Gut Pronstorf streift, erinnert er sich an 1990, als sie hier die ersten drei Wurstbuden zwischen den Tannen aufgestellt hatten. "Heute kommen die Leute bis aus Hamburg zu uns hochgefahren und erwarten ein richtiges Weihnachtsmarktevent." Den Restaurant- und Hotelbetrieb macht inzwischen ein Pächterpaar. Die gesamte Kulinarik mit holsteinischem Gänseessen auf der Tenne im Torhaus: abgegeben an einen Spitzenkoch. Tochter Anna ist zwischen schwedischen Holzhütten und im weihnachtlichen Stall mit 100 Ständen groß geworden und kommt jedes Jahr zum Schmücken des Guts aus dem Internat heim.
Eutiner Schloss: Es ist lange her, dass im Eutiner Schloss die gräfliche Familie die Adventszeit feierte. Und wenn, dann nur im Kerzenschein mit instrumentaler Livemusik statt Weihnachts-Playlist. Einmal im Jahr können Besucherinnen und Besucher genau diese bezaubernde Stimmung von damals auf dem Lichterfest erleben. Ganz ohne elektrisches Licht begleitet von Studierenden der Lübecker Musikhochschule mit Klavier, Violine, Violoncello und Piano wandeln sie dann im Kerzenschein durch Rittersaal, Beletage, Kapelle und Festsaal. Vorher müssen Andrea Haarer von der Stiftung Schloss Eutin und ihr Team dafür etliche Kerzen in den historischen Leuchtern entzünden, Spiegel arrangieren und Stolperfallen beseitigen. "Heute machen wir einfach das Licht an, wenn es dunkel wird. Damals war das anders. Auch spielten reflektierende Materialien im Raum eine große Rolle, jedes bisschen Licht wurde gut genutzt. Dazu gehören auch Gold und die Kristalle an den Leuchtern. Die Leuchter waren ohnehin nur bei großen Festen mit Kerzen bestückt und angezündet. So gibt das Lichterfest tatsächlich einen Eindruck wie einmal eine festliche Beleuchtung aussah", erklärt Andrea Haarer. Tourismussaison im grauen November ausweiten. Solche großen Illuminationen, natürlich mit reinem Ökostrom energiesparend betrieben, das hat etwas Magisches", erklärt Karolina Osowski von der Eutiner Tourismus GmbH.
Gut Steinwehr: Zehn Kilometer nordöstlich von Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal bereiten Judith Wannagat, ihr Mann Lars Dieckmann, Sohn Carl und eventuell auch schon Carls Geschwisterchen, das jeden Moment auf die Welt kommen soll, ihren zweiten Weihnachtsmarkt auf Gut Steinwehr vor. Es ist der erste ohne Coronaauflagen. Nachdem zwei Pächter vor ihnen kurzfristig mit der Gutsverwaltung gescheitert sind, haben die beiden Landwirte Judith und Lars 2020 Ausdauer bewiesen und trotz des schwierigen Starts als plötzliche Gutsfamilie während der Coronapandemie neue Ideen entwickelt für den großen Festsaal und den alteingesessenen hofeigenen Weihnachtsmarkt.
Von | Lisa Knittel |
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