Geschichte, Deutschland 2010
Hildegard von Bingen ist die populärste Deutsche des Mittelalters. Sie war Naturwissenschaftlerin, Politikerin, Komponistin und Theologin. Doch die Nonne machte sich nicht nur Freunde. Ihre Visionen waren ein mächtiges Instrument für eine Frau in einer von Männern dominierten Zeit. Sogar der Papst erkannte ihre Visionen an. Somit enthob sie sich des Verdachtes, eine Ketzerin zu sein. Einige ihrer Schriften werfen immer noch Fragen auf. Andere Schriften hingegen, vor allem ihre Kenntnisse der Naturheilkunde, haben bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Während die einen in Hildegards Visionen eine Art Drogenrausch der Kräuterkundigen vermuten, sehen andere darin eine prophetische Gabe, sogar einen Beweis ihrer Heiligkeit. Besondere Nähe zu Gott für sich zu beanspruchen, war nicht ungefährlich. Ihren Mut schöpfte Hildegard aus religiösem Sendungsbewusstsein. Aus heutiger Sicht besonders bahnbrechend war ihre Wahrnehmung der Natur, in der sie ein Spiegelbild der göttlichen Weltordnung sah. Die "erste Grüne" der Geschichte könnte man sie nennen. Auch den menschlichen Körper und die Sexualität beschrieb sie eingehend und mit großer Unbefangenheit. Von Hildegard von Bingen stammt die vermutlich erste und für eine Nonne bemerkenswert detaillierte Beschreibung des weiblichen Orgasmus. Der Film über das Leben Hildegards von Bingen zeichnet das Bild einer Frau, die viele Grenzen sprengte. Und er zeigt ein Jahrhundert, dessen technische und soziale Umwälzungen den Grundstein für die Moderne legten.
Hildegard von Bingen will mehr sein als nur eine einfache Nonne. Sie wirkt als Visionärin und Predigerin, Heilkundige und religiöse Autorin. Auf Augenhöhe erteilt sie auch den Mächtigen ihrer Zeit geistliche und politische Ratschläge.