Dokumentation
Albanien: Das war bis Anfang der 1990er Jahre eine Art Nordkorea in Europa. Isoliert sowohl nach Osten als auch nach Westen. Seit 2013 ist Premierminister Edi Rama an der Macht. Seine Arbeit ist durch rigorose Innenpolitik auf der einen Seite und westlich orientierte Außenpolitik auf der anderen Seite geprägt. Denn während Europas Regierungschefs Albanien seit Jahren auf Gipfeln hofieren, kommt es im Parlament und auf den Straßen Albaniens regelmäßig zu heftigen Protesten gegen ein immer autokratischeres Regime. Die Vorwürfe: Vetternwirtschaft und eine Regierung, die bis in die höchsten Ebenen in den internationalen Drogenhandel verstrickt ist.
Albaniens EU-Beitritt gilt spätestens seit Russlands Einmarsch in die Ukraine als geostrategische Notwendigkeit. Das Land ist seit 2014 EU-Beitrittskandidat. Um sich aggressiven Staaten, wie China und Russland entgegenzustellen, ist die EU scheinbar bereit, über Defizite in Sachen Demokratie und Pressefreiheit hinwegzuschauen. Davon profitieren nun Albaniens Premierminister Edi Rama und seine Clique.
Doch was ist das für ein Land, das auf der einen Seite mittlerweile allein im Jahr 2023 mehr als zehn Millionen Besucher pro Jahr an seine Strände und Bergflüsse lockt, auf der anderen Seite jedoch schon vor dem EU-Beitritt Millionen an Fördergeldern verschleudert? Albanien ist schwer zu greifen. Am Ende bleibt die Frage: Ist Albanien bereit für Europa? Und ist Europa bereit, ein Land in die EU zu holen, welches von Massenprotesten und mafiösen Strukturen geprägt ist?