Dokumentation, Frankreich / Irland 2022
Die meisten Menschen gehen davon aus, dass das Leben mit dem Tod endet und dass die medizinische Forschung ihn hinreichend erfasst hat. Die Dokumentation stellt diese Annahmen infrage: Sie beschäftigt sich mit einem Phänomen, das die Grenzen zwischen Leben und Tod verschwimmen lässt. Die Tibeter nennen es Tukdam, den "Zustand der Erkenntnis der Natur des Geistes". Dabei handelt es sich um einen meditativen Zustand, in dem praktizierende Buddhisten nach ihrem klinischen Tod verweilen und der sich unter anderem durch eine verlangsamte Verwesung des Körpers bemerkbar macht.
Unter der Leitung des Neurowissenschaftlers Dr. Richard Davidson und mit Unterstützung des Dalai Lama wird in der tibetischen Exilgemeinde in Indien das erste wissenschaftliche Forschungsprojekt über Tukdam durchgeführt. Die Untersuchung dieses brisanten Phänomens erweist sich als große Herausforderung, da die Forschenden auf Tote im Tukdam-Zustand angewiesen sind. Diese befinden sich meist in Klöstern oder abgelegenen Meditationsstätten im Himalaya.
Neben den rein wissenschaftlichen Aspekten beleuchtet die Dokumentation auch die sehr persönlichen Todesgeschichten von Tukdam-Meditierenden sowie das tibetische Verständnis von Tod, Bewusstsein und der Verbindung von Körper und Geist, das dem unserem beziehungsweise dem Mainstream-Verständnis diametral entgegensteht.
Der Tukdam eines tibetischen Familienvaters macht nachvollziehbar, wie ein solches Ereignis auf das direkte Umfeld wirkt. Die Dokumentation lässt die wissenschaftliche und die tibetische Sichtweise in Resonanz treten und hinterfragt Gewissheiten über Leben und Tod, denn tatsächlich wird der Tod je nach Kulturkreis völlig unterschiedlich wahrgenommen.
Regie | Donagh Coleman |
Neurowissenschaftler Dr. Richard Davidson (li.) leitet in der tibetischen Exilgemeinde in Indien in Zusammenarbeit mit den Ärzten vor Ort das erste Forschungsprojekt über Tukdam.