Drama, Dänemark / Schweden 1998
Zu seinem 60. Geburtstag lädt der erfolgreiche Hotelier Helge Klingfeld-Hansen den erweiterten Familienkreis auf seinen schlossartigen Landsitz ein. Obwohl der jüngere Sohn Michael sich wie üblich daneben benimmt, und die Tochter Helene es gewagt hat, ihren farbigen Freund Gbatokai mitzubringen, befinden Helge und seine Frau Elsa sich in ausgelassener Feierstimmung. Als der älteste Sohn Christian sein Vorrecht in Anspruch nimmt, als Erster eine Tischrede zu halten, ist die gute Laune jäh verflogen. Vor allen Anwesenden klagt Christian seinen Vater an, er habe ihn und seine Zwillingsschwester Pia als Kinder jahrelang sexuell missbraucht.
Die labile Schwester habe er damit in den Selbstmord getrieben. Als langsam klar wird, dass Christian keinen üblen Scherz gemacht hat, wollen die Gäste den Ort der Peinlichkeit fluchtartig verlassen. Doch der Koch Kim hat vorsorglich die Autoschlüssel einsammeln lassen. Die illustre Runde ist einander ausgeliefert, es wird ein richtig 'netter' Abend...
Originaltitel: Festen
Besetzung | Ulrich Thomsen | Christian |
Henning Moritzen | Helge | |
Thomas Bo Larsen | Michael | |
Paprika Steen | Helene | |
Birthe Neumann | Elsa | |
Trine Dyrholm | Pia | |
Helle Dolleris | Mette | |
Klaus Bondam | Zeremonienmeister | |
Gbatokai Dakinah | Gbatokai | |
Bjarne Henriksen | Kim | |
Regie | Thomas Vinterberg | |
Drehbuch | Thomas Vinterberg, Mogens Rukov | |
Kamera | Anthony Dod Mantle | |
Musik | Morten Holm |
Michael (Thomas Bo Larsen, li.) setzt mit Hilfe zweier Saaldiner seinen aufsässigen Bruder Christian (Ulrich Thomsen, Mitte) vor die Tür.
Es ist nicht einfach, die gute Gesellschaft zu sprengen, die sich am 60. Geburtstag des Patriarchen zu einer festlichen Familienfeier auf dem schmucken Landsitz versammelt hat. Doch die vom ältesten Sohn während einer Tischrede erzählte Geschichte, nach der er und die durch Suizid gestorbene Schwester vom Vater als Kinder regelmäßig missbraucht worden sind, lässt sich auch mit größter Anstrengung nicht totschweigen. Streng nach den Regeln des dänischen 'Dogma'-Filmpurismus - unter Verzicht auf Kunstlicht, mit unsteter Handkamera und in quälend langer Echtzeit - entgleisen die Charaktere in Vinterbergs preisgekröntem Familiendrama 'Das Fest' bis zur Kenntlichkeit. Nach den Regeln des von Lars von Trier initiierten 'Dogma 95'-Manifests hat der dänische Regisseur Thomas Vinterberg ein vor Spannung knisterndes Familiendrama über den diskreten Charme der dänischen Bourgeoisie inszeniert. Mit beweglicher Handkamera, direkt aufgenommenem Ton und ohne Kunstlicht steigert sich die schonungslose Demontage einer bürgerlichen Familie zur Intensität einer Live-Übertragung. Der mit dem Spezialpreis der Jury in Cannes ausgezeichnete Film zählt zu den Meilensteinen des Kinos der 90er Jahre und überzeugt durch seine bis in die Nebenrollen hinein hervorragend agierenden Darsteller.