Land und Leute, D 2022
Schroffe Vulkanfelsen, die steil in den tosenden Atlantik abfallen, die Kanareninsel El Hierro war bis zur Entdeckung Amerikas das westliche Ende der bekannten Welt. Im Jahr 150 nach Christus hatte ein griechischer Kartograf daher hier den Nullmeridian platziert. Wie das Ende der Welt wirkt die Insel manchmal heute noch: Gerade einmal 11.000 Menschen leben auf El Hierro, nur wenige Touristen verirren sich hierher. Die Insel hat sich Ursprünglichkeit und vor allem ihre "Seele" bewahrt.
Im Norden der Insel liegt das Dorf Pozo de las Calcosas am Fuße eines hohen Steilufers, direkt auf einer Lavazunge. Ein Ort, der einst von Fischern erbaut wurde, mit kleinen Hütten aus Vulkangestein und Dächern aus Roggenstroh. Luis Barrera Casañas und seine Freunde haben sich zum Ziel gesetzt, diese uralte Dachdecktechnik am Leben zu erhalten. Das Geschleppe des Baumaterials über eine steile Treppe empfinden die Enthusiasten keineswegs als Mühsal, sondern als romantisch!
Früher lebten auf El Hierro Wesen, die den spanischen Eroberern vom Festland Angst machten: Rieseneidechsen. Bald nach der Landung der Spanier galt Lagarto gigante allerdings als ausgestorben. Bis 1972. Da entdeckte ein Ziegenhirte einige Exemplare in einer Steilwand der Insel. Kurz darauf errichtete die Inselregierung eine Aufzuchtstation, in der Miguel Ángel Rodriguez und sein Team versuchen, die Echsen zu züchten und auszuwildern.
Die Leibspeise der Insulaner sind Quesadillas, Käsekuchen. Überall auf der Insel gibt es Bäckereien. In der von Adrian Gutierrez e Hijas wird der Backofen immer noch mit Holz befeuert. Bestellungen kommen von der ganzen Insel und sogar vom spanischen Festland. Das Besondere der El-Hierro-Quesadillas: Es werden drei Frischkäsesorten gemischt: Kuh, Schaf und Ziege.
Erkaltete Lava formte die schroffe Küste der Vulkaninsel, sie wirkt wie schwarze Kathedralen aus Fels, deren spektakuläre Fundamente unter Wasser liegen. Ein begehrter Tauchspot für Unterwasser-Fans aus aller Welt. Laura Juanmarti Bautista kommt ursprünglich aus Barcelona und lebt noch nicht lange auf El Hierro, hier will sie die Apnoetechnik erlernen, das Tauchen ohne Pressluftzufuhr. Für sie Ausdruck von Freiheit und Seelenfrieden.
Kamera | Florian Melzer | |
Von | Till Lehmann |