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Fr, 31.01.
0205 – 0300

arte

Kunst und Kalkül - Der ganze Nolde

Dokumentation, Deutschland 2021

Emil Nolde (1867-1956), einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus, verkörpert ein Dilemma: Einerseits galt er im Nationalsozialismus als "entarteter" Künstler, wurde zeitweise mit einem Berufsverbot belegt und nach 1945 als Opfer des Dritten Reichs anerkannt. Andererseits war der Maler seit 1934 Mitglied der NSDAP und vertrat die antisemitischen Ideologien des NS-Regimes. In seinen Briefen und Schriften positionierte er sich als antijüdischer Vorkämpfer einer neuen deutschen Kunst und entwickelte einen "Entjudungsplan", der eine Territorialstaatenlösung vorsah. Die bisherige Nolde-Erzählung als ausschließlich verfemter Künstler ist nicht länger haltbar. Nolde selbst hat diesen Mythos kreiert: Vor seinem Tod vernichtete er verfängliche Notizen und Dokumente. Außerdem erfand er eine Legende, die sich über viele Jahrzehnte fortschrieb: die angeblich heimlich im Versteck entstandenen "Ungemalten Bilder". Die Dokumentation "Kunst und Kalkül" spürt dem Leben und Werk des Künstlers nach. Sie deckt den Mythos auf und macht den ganzen Nolde ausfindig: seine nationalsozialistische Gesinnung, aber auch die Themen seiner Bilder und seine Arbeitsweise. Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts wurde die Rolle Noldes im Dritten Reich erstmals eingehend untersucht und vorgestellt. Die Expertinnen und Experten des Projekts geben ihre Antworten auf grundlegende Fragen. Denn: Wie sollte mit Künstlerinnen und Künstlern umgegangen werden, die eine solch schwierige Biografie aufweisen? Und: Was sind die Maßstäbe für eine Bewertung von Kunst?

Personen

Regie Anna Maria Tappeiner

Hintergrund

Dank des Forschungsprojekts "Nolde und der Nationalsozialismus" (2013-2019) konnten erstmals die umfangreichen Bestände aus dem Nachlass von Ada und Emil Nolde detailliert ausgewertet und filmisch aufbereitet werden. Zudem werden in der Nolde Stiftung Seebüll seine berühmten "Ungemalten Bilder" untersucht. Anlässlich von drei Studioausstellungen zu Noldes Maltechnik und Künstlermaterialien in der Hamburger Kunsthalle, der Münchner Pinakothek der Moderne und der Nolde Stiftung Seebüll im Herbst/Winter 2021/22 stellt die Dokumentation die neuesten Erkenntnisse über Noldes Arbeitsweise vor, zeigt aber auch Schnittstellen zur nationalsozialistischen Ideologie auf.