Drama, Frankreich 2003
Als François Vasseur nach drei Jahren Studium in den USA in seine französische Heimat zurückkehrt, hat sich dem ersten Anschein nach kaum etwas verändert: Sein Vater, Gérard Vasseur, ist immer noch Apotheker und Schürzenjäger und lebt mit seiner Frau Anne Charpin-Vasseur, ihrer Tochter Michèle und der gutmütigen Tante Line im gemeinsamen Anwesen der Familie Charpin-Vasseur. Auch die Gefühle, die François gegenüber seiner hübschen Stiefschwester Michèle empfindet, sind während seiner Abwesenheit nicht geringer geworden. Lediglich die Kandidatur seiner Stiefmutter Anne für das Bürgermeisteramt überrascht den jungen François, hatte doch die Familie bisher wenig Glück in der Politik.
Kurz nach seiner Ankunft erreicht die Familie ein Schreiben, das in Zusammenhang mit den politischen Ambitionen von Anne steht. Darin werden schmutzige Geheimnisse der Familie Charpin-Vasseur enthüllt; die großbürgerliche Fassade beginnt zu bröckeln. Während Anne beschließt, das anonyme Schreiben vorerst zu ignorieren und sich in den Wahlkampf zu stürzen, kommen sich François und seine Stiefschwester Michèle, die ihm gesteht, seine romantischen Gefühle bereits seit ihrer Kindheit zu erwidern, näher.
Auf überbordende Dramatik verzichtend, behandelt Claude Chabrol in seiner Familientragödie "Die Blume des Bösen" überaus heikle Themen wie Ehebruch, Geschwister-Inzest und Vatermord und widmet sich damit abermals seinem Lieblingsthema: der Dekadenz der französischen Bourgeoisie. Benoît Magimel und Mélanie Doutey überzeugen in den Hauptrollen der jungen Verliebten, die Chabrol den moralfreien Intrigen der bürgerlichen Familie gegenüberstellt.
Originaltitel: La fleur du mal
Besetzung | Nathalie Baye | Anne Charpin-Vasseur |
Suzanne Flon | Tante Line | |
Bernard Le Coq | ||
Thomas Chabrol | Matthieu Lartigue | |
Henri Attal | Fannys Stiefvater | |
Regie | Claude Chabrol | |
Drehbuch | Caroline Eliacheff, Louise L. Lambrichs, Claude Chabrol | |
Kamera | Eduardo Serra | |
Musik | Matthieu Chabrol | |
Produzent | Marin Karmitz | |
Andere Personen | Schnitt: Monique Fardoulis |
Ein Schreiben erreicht die Familie, das im Zusammenhang mit Annes (Nathalie Baye) politischen Ambitionen steht und schmutzige Familiengeheimnisse ans Licht bringt. Sie und ihr Mann Gérard (Bernard Le Coq) reagieren zunächst schockiert.
Claude Chabrol war einer der bedeutendsten Regisseure der Nouvelle Vague, jener Bewegung, die sich ab den späten 1950er Jahren gegen die konventionellen, oft formelhaften Geschichten und die vorhersehbare Dramaturgie des althergebrachten Films ("Opas Kino") wandte. Stattdessen setzte sie auf ein Autorenkino, das mit spielerischer Freude an Selbstreflexion und Experiment neue filmische Wege beschritt. Das Markenzeichen von Chabrol, der vor allem von Alfred Hitchcock beeinflusst war, ist die Entlarvung dekadenter Strukturen in der Bourgeoisie. In "Die Blume des Bösen", dessen Titel eine Anspielung auf Charles Baudelaires Gedichtband "Les Fleurs du mal" ist, inszeniert Chabrol ironisch die Selbstdemontage einer altehrwürdigen Familie.