Zeitgeschichte, Deutschland 2019
"Wir wurden mit unserer Nummer aufgerufen, und dann war da Clauberg, der uns etwas in die Vagina spritzte. Und manchmal sagten sie dann: 'Es gibt keine Kinder mehr'", so Leny Adelaar, Auschwitz-Überlebende. Während des Zweiten Weltkriegs versuchte der Kieler Gynäkologe Carl Clauberg im Auftrag von Reichsführer-SS Heinrich Himmler, in Block 10 in Auschwitz Hunderte Mädchen und Frauen zu sterilisieren. Viele starben infolge der Experimente. In Zusammenarbeit mit der Schering-Kahlbaum AG hatte Clauberg zuvor Hormonpräparate und Kontrastmittel entwickelt, die dabei zum Einsatz kamen. Carl Clauberg war damals einer der weltweit führenden Reproduktionsmediziner, ein ehrgeiziger, aufstrebender Arzt, der sich in den Dienst des NS-Regimes stellte, um wissenschaftlich Karriere zu machen. Mit seinen Forschungen schuf er die Grundlagen für die Antibabypille, seine Arbeiten zur Geburtenregelung und Unfruchtbarkeit sind bis heute Teil des medizinischen Kanons - ohne jedoch den Bezug zu seinen Medizinversuchen in Auschwitz herzustellen. Die letzten Überlebenden seiner menschenverachtenden Experimente erzählen, inzwischen in hohem Alter, in dieser Dokumentation von ihren schrecklichen Erfahrungen, von ihrem Leben vor und nach Auschwitz, ihrem Leiden, ihren Verlusten, und wie sie nach den Experimenten weiterleben konnten. Darunter auch jene, die das unwahrscheinliche Glück hatten, doch noch Kinder zu bekommen.
Regie | Sonya Winterberg, Sylvia Nagel |