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So, 05.01.
1715 – 1800

WDR

Das Bergische Land
Wasser, Wälder, Wunderwelten

Landschaftsbild, Deutschland 2020

Kaum irgendwo sonst in Deutschland regnet es so viel wie im Bergischen Land. Ein Geschenk des Himmels: Wasser versorgt Tier und Mensch, kurbelt die Wirtschaft an, einst wie heute. Wasser schuf auch vor Jahrmillionen eine wundersame Welt im Verborgenen. Sie wurde bis vor kurzem noch nie von Menschen betreten. Die Höhlenforscher des Arbeitskreises Kluterhöhle fühlten sich wie die ersten Menschen auf dem Mond. Schon lange vermuteten sie, dass sich unter dem Mühlenberg bei Engelskirchen mehr verbirgt. Doch erst 2019 gelang es einigen von ihnen, einen kleinen Spalt so zu erweitern, dass sie sich Eintritt verschaffen konnten - und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schon allein der Abstieg durch einen 15 Meter tiefen Schacht gestaltet sich als besonderes Abenteuer. Ihm folgt eine Halle, wieder ein Gang, wieder ein Abzweig, eine weitere Halle, fast 20 Meter hoch - usw. Im Laufe der kommenden Monate erkundeten die Forscher über acht Kilometer Höhle - und waren damit die ersten Menschen, die dieses vor Jahrmillionen von einem Tropenmeer geschaffene "Neuland" betreten haben. Das "Windloch" ist die größte Höhle Nordrhein-Westfalens und zählt zu den Top Ten in Europa. Gigantische Eisenblüten - Kristalle aus Aragonit - breiten sich an den Wänden aus, selbst für die erfahrenen Forscher eine Sensation. Doch nicht nur die Unterwelt des Bergischen Landes ist eine Erkundung wert. Sanfte Hügel prägen die Landschaft, deren Name sich aber nicht von den Bergen ableitet, sondern von den Grafen von Berg. Schloss Burg an der Wupper nahe Solingen war vom 12.-14. Jahrhundert ihre Residenz. Geblieben sind das Schloss als beliebtes Ausflugsziel und die Wupper als bekanntester unter rund 2000 Flüssen und Bächen. An einigen hat sich ein Neubürger aus Amerika angesiedelt: Der Waschbär, Nachfahr von ausgebüxten Pelztieren, erobert langsam aber stetig ganz Deutschland. Im wasserreichen Bergischen Land fühlt sich der Kleinbär mit der Räubermaske besonders wohl. Auch der Biber entdeckt die Region gerade wieder für sich und beginnt hier und da, die Landschaft nach seinen Wünschen umzugestalten. Der Uhu dagegen besiedelt gern, was der Mensch zuvor umgestaltet hat: die Kalksteinbrüche bei Wülfrath. Doch auch auf hohen Bäumen errichtet die größte Eule der Welt ihren Horst, in direkter Nachbarschaft zu einer Schwarzstorchfamilie. Über 100 Jahre lang waren die scheuen Fisch- und Amphibienjäger im gesamten Nordrhein Westfalen ausgestorben - nun sind sie zurückgekehrt in die weiten Wälder des Bergischen Landes, wo sie ungestört brüten können. In den 13 Talsperren der Region finden außer den Langbeinen viele andere Wasservögel ideale Jagdreviere. Alte Kupfermühlen künden davon, dass Wasser schon seit Jahrhunderten die Wirtschaft im Bergischen Land ankurbelt. Rund 90 Prozent der deutschen Schneidwaren sind allein in Solingen ansässig, der Heimatstadt des Produzenten dieses Films. Sigurd Tesche, insbesondere für seine Unterwasser-Naturdokumentationen bekannt, war es ein besonderes Anliegen, den Menschen die Schönheit seiner Heimat zu zeigen. Er konnte sich diesen Wunsch gerade noch erfüllen: Sigurd Tesche starb im Januar 2020 im Alter von 79 Jahren - das "Das Bergische Land - Wasser, Wälder, Wunderwelten" wurde nach über 600 Dokumentationen sein letzter Film.

Personen

Von Sigurd Tesche
Redaktion