Künstlerporträt, Deutschland 2022
Auch wenn Rosa von Praunheim auf der von ihm ausgewählten Berliner Grabstätte zur Probe liegt und über sein Ende spricht. Im Jahr seines 80. Geburtstags ist Rosa produktiv wie eh und je: ein neuer Film- das Dokudrama über den Schlagerstar Rex Gildo -, ein neuer Roman mit dem Titel "Hasenpupsiloch" sowie ein Musical, gestaltet nach Motiven aus seinem Film "Die Bettwurst". 150 Filme hat Rosa von Praunheim gemacht und damit immer wieder die spießige bis homophobe Mehrheitsgesellschaft provoziert. Aber er schont auch die eigene Community nicht, indem er etwa Schwulen vorwirft, angepasste Leisetreter zu sein; indem er einige prominente Homosexuelle gegen ihren Willen outete, machte er sich auch Feinde. Für die jüngere Generation von LGBTIQAI-Aktivist*innen ist Rosa von Praunheim zwar noch als Figur aus der Frühphase der queeren Bewegung bekannt, als weißer Cis-Mann findet er aber dort kaum Gehör. Rosa will aber nicht streiten und theoretisieren, sondern sich vor allem kreativ ausleben. Mal selbstverliebt, mal wütend und kämpferisch, mal ängstlich - und immer mit eigenem Stil. Weggefährt*innen wie der Zeichner Ralf König, die Produzentin Regina Ziegler und der New Yorker Publizist Brandon Judell würdigen den Künstler und Aktivisten Rosa von Praunheim, der sich selbst ein "Glückskind" nennt, weil er meistens das tun konnte, wozu er Lust hat.
Von | Marco Giacopuzzi |
"Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt", mit diesem Filmtitel provozierte Rosa von Praunheim (Foto) im Jahre 1971 die spießige, homophobe Mehrheitsgesellschaft. Indem er einige prominente Homosexuelle "zwangsoutete", machte er sich später in der eigenen Community viele Feinde. Weggefährtinnen und Weggefährten würdigen den Künstler, der sich selbst als "Glückskind" sieht.