Land und Leute
Wenn der Großstädter über die langen dunklen Nächte und die klirrende Kälte stöhnt, beginnt für den Erzgebirger die schönste Zeit des Jahres: Meterhohe Pyramiden stellt er auf Markt- und Gemeindeplätze, Engel, Bergmänner und Schwibbögen in den Fenstern künden vom bevorstehenden Fest. Dieses einzigartige Brauchtum prägt das Erzgebirge so stark, dass man im "Weihnachtsland" sogar einen Begriff dafür geprägt hat: Weihnachten ist das "Lichterfest".
Die Hintergründe, die Entstehungsgeschichten dieser Tradition sind in der Sehnsucht nach dem Licht zu finden. Um diese Sehnsucht zu begreifen und zu erkunden, müssen wir einfahren in die Welt des Bergmannes und tief hinein in die Herzen der Bergleute. Sie erzählen von der schweren Arbeit unter Tage und von ihrer Freude, wieder das Licht zu erblicken. Sie berichten von ihrer Arbeit und der Arbeit ihrer Väter und Großväter im Silber- und Buntmetall-Bergbau: von Hammer und Eisen, von Druckluft und Dynamit.
Bergmann und Engel im Fenster haben einst, so ist es überliefert, nach der Untertage-Schicht dem heimkehrenden Bergmann im Dunkel der Nacht den Weg gewiesen. Dabei galt: Ein Engel wurde für jede Tochter des Hauses aufgestellt, ein Bergmann für jeden Sohn. Leuchteten alle Kerzen, wusste der Familienvater schon von Ferne, dass alle wohlauf sind!
Von | Leonore Brandt |