Landschaftsbild, Deutschland 2018
Traumhafte Flusstäler, blütenreiche Trockenmagerrasen, malerische Kalkfelsen und geheimnisvolle Karsthöhlen. Das alles findet man im Bayerischen Jura. Aufgrund seiner Ähnlichkeit wird dieses Gebiet auch als die bayerische Toskana bezeichnet. In deren Zentrum liegen das Lauterachtal und der südlich angrenzende Truppenübungsplatz Hohenfels. Aufgrund des hohen Insektenreichtums dieses Gebiets leben hier besonders viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten, unter anderem auch die seltenste Fledermaus Deutschlands - die Große Hufeisennase. Rudi Leitl ist naturschutzfachlicher Betreuer dieses Gebiets und Leiter des Fledermaushauses in Hohenburg. Dort befindet sich das letzte reproduzierende Vorkommen der Großen Hufeisennase in Deutschland, das mit zahlreichen fernsteuerbaren Kameras überwacht wird. Deshalb herrscht große Aufregung bei Rudi Leitl, als plötzlich Siebenschläfer bei den Großen Hufeisennasen herumgeklettert sind. Neugeborene, noch flugunfähige Fledermäuse verschmäht auch ein Siebenschläfer nicht. Deshalb muss Rudi Leitl die Siebenschläfer unbedingt fangen, bevor die Jungen zur Welt kommen. Sollte ihm dies gelingen, sind durch die zahlreichen Überwachungskameras spektakuläre Aufnahmen von den Geburten der Großen Hufeisennase garantiert. In den Südlagen der Täler herrscht nahezu mediterranes Klima. Entsprechend südländisch wirkt auch die Pflanzenwelt. Zwischen Wacholdern blühen seltene Orchideen wie die Riemenzunge. Auch Küchenschelle und Kreuzenzian sind hier zuhause. Deshalb hat dort auch der Kreuzenzian-Ameisenbläuling seinen bayerischen Verbreitungsschwerpunkt. Vor allem das Lauterachtal hat es in sich: über 160 seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten konnten bisher nachgewiesen werden. Bewahrt hat sich dieses Refugium der Artenvielfalt auch wegen der traditionellen Beweidung. Seit Jahrhunderten haben Hirten mit ihren Wanderherden die Landschaft gestaltet und ihren einzigartigen Charakter bis heute geprägt. Der hauptberufliche Schäfer Thomas Inzelsperger zieht mit seiner Schafherde durch das Lauterachtal und muss dabei auch gelegentlich Straßen benutzen. Kein ungefährliches Unterfangen. Die Lauterach selbst ist ein Fischgewässer erster Güte. Grundquellen entlang ihres Verlaufs halten die Wassertemperatur im Sommer deutlich unter 20 Grad und im Winter bei etwa 8 Grad. Deshalb gibt es hier auch noch die heimische Bachforelle, die schnell fließendes, sauerstoffreiches, kühles und klares Gewässer mit Kies- oder Sandgrund benötigt. Hans Eiber, einer der bekanntesten deutschen Fliegenfischer, angelt dort besonders gern. Auch Edelkrebs und Steinkrebs sollen in der Lauterach noch vorkommen - oder hat sie der amerikanische Signalkrebs bereits verdrängt?
Von | Markus Schmidbauer |