Künstlerporträt
"In der Rückschau gewinnen solche Momente immer ein viel größeres Format. Der Moment ist ganz kurz, aber nachher verbergen sich Jahre des Geschehens dahinter." Michael Ruetz ist ein Meister des Augenblicks. Seine ikonischen Fotografien prägen das Bild, das wir bis heute von der jungen BRD und DDR haben. Seine Kamera fängt den Geist der 68er-Bewegung ein, und Künstler wie Joseph Beuys lassen ihn so nah heran, dass seine Bilder weit mehr sind als bloße Momentaufnahmen - sie werden zu Spiegelbildern einer Epoche.
Der Film FACING TIME lädt das Publikum ein, die deutsche Nachkriegsgeschichte durch die Linse eines Mannes zu erleben, dessen Kamera stets am Puls der Zeit ist. Er begleitet den 84-jährigen Fotografen auf seiner unermüdlichen Suche, sein Lebenswerk zu vollenden. In seinen "Timescapes" dokumentiert Ruetz über Jahrzehnte hinweg den Wandel Berlins - von verlassenen Niemandsländern zu Schauplätzen der Geschichte. So entwickelt sich der Potsdamer Platz vom öden Brachland zum pulsierenden Herzen der Stadt. Dabei legt Ruetz die Schichten der Zeit frei und enthüllt die Geschichten, die im Verborgenen liegen.
FACING TIME ist nicht nur das Porträt eines großen Künstlers, sondern auch ein Film über das Sehen und das Erinnern, über die Magie des Augenblicks und die Vergänglichkeit. Der Zuschauer begegnet einem Erzähler, der mit seinen Bildern von Zuneigung, Schmerz, Wandel und einem Land berichtet, das niemals stillsteht. Es ist ein Porträt des großen Chronisten und Meisters der deutschen Fotografie.
Von | Annett Ilijew |
Er drückte auf den Auslöser, als Beate Klarsfeld Bundeskanzler Kiesinger ohrfeigte, 1968. Er fotografierte Rudi Dutschke, wie er Reden hielt - und seinen Sohn wickelte. Sein dokumentarischer Blick richtete sich auf die Menschen in einem geteilten Land. Er fängt die Krähen über Auschwitz ein. Ein Film über Michael Ruetz und über fotografische Momente der Nachkriegsgeschichte. - Der Fotograf Michael Ruetz beim Erstellen eines Fotos zur Bilderserie "Timescape" von der Bernauer Straße.