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Mi, 04.12.
0025 – 0055

arte

Tracks East

Magazin, Deutschland 2022

Russlands Krieg gegen die Ukraine hat in den Gesellschaften Ost-Europas und besonders in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion alte Bruchlinien vertieft und neue geschaffen. Besonders betroffen davon sind nationale Minderheiten, die oft als Gefahr oder als verlängerter Arm fremder Machtinteressen betrachtet werden. Die Betroffenen sitzen zwischen den Stühlen. In Lettland zählt die russische Minderheit ein Viertel der Bevölkerung. Einige fühlen sich als Russischsprechende unter Generalverdacht, mit Putin zu sympathisieren. Für Schauspieler Wadim Bogdanow aus Daugavpils im Osten Lettlands ist Russisch die Sprache, in der er lebt und sich auf der Bühne ausdrückt. In seinem neuen Theaterstück "Mensch und Tyrann" reflektiert er, wie sich die Welt russischsprachiger Letten durch Russlands Krieg verändert hat. Seit Beginn der russischen Invasion spielt Viktor Orbán im EU-Machtkampf um militärische und finanzielle Hilfen für die Ukraine konsequent die Karte verletzter Rechte "seiner" ungarischen Minderheit in der Ukraine. Damit begründet Orbán unter anderem sein Veto gegen die Unterstützung der Ukraine. Orbán kritisiert Kiew dafür, dass es den rund 150.000 Ungarn in der Ukraine angeblich nicht erlaube, sich in ihrer Sprache auszudrücken. "Tracks East" besucht die Kleinstadt Berehowe in Transkarpatien, wo fast ausschließlich Ungarisch gesprochen wird. Die rund 120.000 im Kosovo lebenden Serben werden von Belgrad wie auch von der kosovarischen Regierung in Pristina immer wieder als politischer Spielball genutzt. So jedenfalls empfindet es die serbische Künstlerin Miljana Dunderin, die in Mitrovica ein Kulturzentrum leitet. Sie spürt in der Gesellschaft die Sorge, dass sich die jüngsten Konflikte zwischen Kosovaren und Serben wieder zu einem Krieg entwickeln könnten.