Dokumentation, Deutschland 2017
Faszien galten lange nur als bedeutungsloses Hüllmaterial, das von Chirurgen ignoriert und von Anatomen wegpräpariert wurde. Heute weiß man, dass das Bindegewebe den Menschen feinmaschig umhüllt, wie ein zweiter Körper und alle inneren Organe durchdringt, selbst die Adern und das Gehirn. Es ist sogar von Faszien als einem riesigen Schmerzorgan die Rede. Überall spricht man über das geheimnisvolle Gewebe. Die Faszien - ein Hype oder Quell wegweisender Erkenntnisse und Therapieformen? Renommierte Forscher überall auf der Welt setzen sich mit dieser Frage auseinander. In der italienischen Stadt Padua revolutionierte Prof. Carla Stecco mit ihrem "Atlas des menschlichen Fasziensystems" die Welt der Anatomie. Sie seziert die große Rückenfaszie, die als Verursacher für chronische Rückenschmerzen gesehen werden kann. Der amerikanische Faszien-Pionier Thomas Myers, Autor von "Anatomy Trains", ermöglicht Einblicke in das riesige Ganzkörpernetzwerk, das den Menschen stabilisiert und aufrecht hält. Robert Schleip, einer der führenden deutschen Forscher, zeigt die Auswirkungen, die zu wenig Bewegung für das hochempfindliche Fasziengewebe hat. Die Forscherin Helene Langevin aus Boston zeigt auf, welche Rolle den Faszien bei der uralten Heilmethode Akupunktur zukommt. Gemeinsam kommen alle Wissenschaftler zu folgender Erkenntnis: Die weißen Bindegewebsfasern sind zum einen Verursacher von Schmerzen und Erkrankungen, aber auch ein alternativer Ansatz für Heilungsmethoden.
Regie | Kirsten Esch |