Dokumentation, A 2024
Die Augustinerkirche im Herzen Wiens war jahrhundertelang die Bühne für die wichtigsten Ereignisse der habsburgischen und damit der österreichischen Geschichte.
Maria Theresia, ihr Sohn Josef II. und ihre Tochter Marie Antoinette, Kaiser Franz Josef und sein Sohn Kronprinz Rudolf haben dort geheiratet. In der Herzgruft sind die Herzen von 54 Habsburgern in silbernen Schalen verwahrt, die eine "Herzbestattung" erhielten.
Es ist die bestversteckte Kirche Österreichs: Auf dem belebten Wiener Josefsplatz hasten täglich Hunderte Menschen an ihrer Pforte vorbei, ohne hinter der unauffälligen Fassade eine der bedeutendsten Kirchen Österreichs zu vermuten.
"Tu Felix Austria nube - Du glückliches Österreich heirate": Die ehrwürdigen Mauern der Augustinerkirche wurden Zeugen der wichtigsten habsburgischen Eheschließungen. In der Loretokapelle beteten die Frauen aus dem Haus Habsburg um Nachkommenschaft. Dort fanden auch die Segnungen von Mutter und Kind statt, nachdem eine Kaiserin das Wochenbett verlassen hatte. In der Augustinerkirche wurden aber nicht nur neue Erdenbürger begrüßt, sondern auch Verstorbene verabschiedet: Die Georgskapelle diente im 16. Jahrhundert einer Totenbruderschaft als Versammlungsraum.
Als Pfarrer der Augustinerkirche kennt Pater Matthias die Geschichte und die Geschichten rund um die Hofkirche der Habsburger besonders gut. Karl Hohenlohe lässt sich von ihm in die Geheimnisse der Kirche und des Klosters einweihen. Pater Nikolaus sperrt für ihn sogar die Herzgruft auf.
St. Augustin ist auch für seine herausragende Kirchenmusik berühmt: Im Hochamt eines jeden Sonn- und Feiertags wird eine konzertante Messe namhafter Komponisten wie Mozart, Haydn oder Schubert aufgeführt. Musikdirektor Peter Tiefengraber erklärt dem Besucher die historische Orgel, die ursprünglich aus dem Jahr 1785 stammt.
Die Dokumentation erzählt die spannende Geschichte der Augustinerkirche und lässt auch Experten zu Wort kommen: Die Kunsthistoriker Günther Buchinger, Markus Jeitler, Herbert Karner und Anna Mader-Kratky beleuchten die verschiedenen Gestaltungsphasen des Bauwerks. Die Theologin Bernadette Spitzer, die Direktorin der Kaiserlichen Wagenburg, Monica Kurzel-Runtscheiner, der österreichische Autor Georg Markus und die Historikerin Katrin Unterreiner lassen die emotionalsten Momente im Hause Habsburg wieder lebendig werden.
Von | Birgit Mosser |
Canova-Denkmal in der Augustinerkirche. Wenn man die Kirche betritt steht auf der rechten Seite das monumentale Hauptwerk von Antonio Canova, das Grabdenkmal für Erzherzogin Marie Christine, Gattin Albrechts von Sachsen-Teschen, einer Tochter Maria Theresias. Dieses Monument in steiler pyramidaler Form diente auch zur Vorlage für Canovas eigenes Grabmonument, das seine Schüler in der Kirche S. Maria dei Frari in Venedig später errichteten. Über eine Stufenanlage erhebt sich die Grabpyramide mit einem dunkel erscheinenden, illusionistischen Grabtor ins Totenreich, auf welches der Trauerzug mit den Personifizierungen der Tugend (mit einer Urne) und der Caritas (die einem Greis beim Gehen hilft) zuschreiten. Der Löwe als Symbol der Macht ruht auf den Stufen, auf der Wandpyramide hält über dem Tor ein Genius das Bildnismedaillon der Erzherzogin. Das Grabmal wurde 1798 bis 1805 erbaut und gilt als Hauptwerk der klassizistischen Grabmalkunst.