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So, 03.11.
1700 – 1745

WDR

Tierische Burgherren
Das wilde Mittelrheintal

Landschaftsbild, Deutschland 2022

Das Obere Mittelrheintal, das wie kaum eine andere Landschaft Europas 2.000 Jahre voller Geschichte mit Sagen und Legenden verbindet, weist neben zahlreichen kulturellen Schätzen auch eine eindrucksvolle Vielfalt an natürlichem Reichtum auf. Deshalb wurde die Region 2002 von der UNESCO sowohl zum Weltkultur- wie zum Weltnaturerbe erklärt - eine seltene Doppelauszeichnung. Nirgendwo wachen mehr imposante Burgen, Schlösser und Ruinen auf schroffen Felsen als an diesem Rheinabschnitt. Entlang der 67 Kilometer von Bingen im Süden bis nach Koblenz im Norden thronen über 40 Burgen. Sie bezeugen offenkundig die historische Bedeutung des Rheintals als wichtigen Handelsweg zwischen Nord und Süd. Durch das Engtal des Oberen Mittelrheins mussten sie alle, die Kaufleute, Könige, Kaiser und Kirchenherren. So baute sich jeder Territorialfürst seine eigene Dependance an den Felshängen des Rheins, um seinen Anteil an den vorbeiziehenden Schätzen einzufordern. In die alten Gemäuer links und rechts des Rheins sind tierische Burgherren eigezogen und haben die einstigen Ritter und Grafen abgelöst. Auf Schloss Stolzenfels dem Inbegriff preußischer Rheinromantik herrschen heute Turmfalken und im Dachstuhl der Sankt Nikolaus Kirche im mittelrheinischen Kamp-Bornhofen befindet sich eine der größten Fledermaus-Wochenstuben des Großen Mausohres in Deutschland. Das milde Weinbauklima sorgt in diesen Breiten für eine einzigartige Fauna und Flora. Eine Pflanze wurde sogar nach der Region benannt; die Bopparder Schleifenblume. Sie wächst weltweit nur an zwei Schieferhängen bei Boppard. Zahlreiche andere zoologische Kostbarkeiten wie die seltene Zippammer, der Wärme liebende Segelfalter, die Blauschwarze Holzbiene, oder die farbenprächtige Smaragdeidechse, die sonst alle eher in Südeuropa leben, fühlen sich hier zu Hause. Im Burgwald bei Bacharach lauert die Wildkatze auf Beute und am Felsen der Loreley, dem wohl berühmtesten Wahrzeichen des Mittelrheins, ziehen Milane ihren Nachwuchs auf. An der Wisper einem Nebenfluss des Rheins findet der Eisvogel reichlich Nahrung. Blitzschnell taucht er ins klare Wasser um den anvisierten Fisch zu greifen. Mineralhaltige, sauerstoffreiche Quellen speisen die Wisper - ideale Voraussetzungen für die Fischzucht unterhalb der Ruine Lauksburg. Wisperforellen gelten als Leckerbissen der Region. Im dicht bewaldeten Wispertal ziehen Schwarzstörche, Hirschkühe und Wildschweinbachen ungestört ihren Nachwuchs auf. Anfang April bringt noch ein spätes Kältetief aus dem Norden Schnee an den Mittelrhein und beschert der Marksburg, dem Aushängeschild des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal einen selten märchenhaften Anblick. Mufflons verlassen die verschneiten Höhen und wandern zum Grasen tiefer. Oben im Taunus wird abends der Wald lebendig. Ein riesiger Schwarm Bergfinke fällt in seine Schlafbäume ein. Schon ist ein Sperber zur Stelle und versucht Beute zu machen. Dieses und viele andere faszinierende Naturschauspiele präsentiert der Film und bietet gleichfalls Zugang zum kulturellen Reichtum des Oberen Mittelrheintals.

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Redaktion