WDR
Der Kampf um Köche und Kellner
Wie Wirte an Behörden scheitern
Gesellschaft und Politik, Deutschland 2024
In Köln wollen Mikko und Sascha Bayer pünktlich zur Europameisterschaft ein neues Restaurant aufmachen. Weil sie, wie viele andere Gastronomen auch, auf dem deutschen Arbeitsmarkt keine Köche finden, haben sie schon vor Monaten vier indonesische Köchinnen und Köche angeheuert. Aber die können nicht einfach zum Arbeiten einreisen, sondern müssen ein Einwanderungsverfahren durchlaufen, bei dem ihre berufliche Qualifikation kleinteilig geprüft wird. Und das durchkreuzt alle Pläne. Die Eröffnung steht auf der Kippe. Dabei sollte das "Beschleunigte Fachkräfteverfahren" eigentlich alles einfacher machen.
In München bewirbt sich der russische Koch und Kriegsflüchtling Denis Shershnev beim Klosterwirt in der Münchner Innenstadt. Wirt Gregor Lemke ist begeistert und sagt Shershnev sofort zu. Aber der muss erstmal nach Armenien ausreisen, weil er das vorgeschriebene Arbeits-Visum für Fachkräfte nur aus dem Ausland beantragen darf. Auch hier beginnt ein zähes Ringen mit den deutschen Behörden. Genügen Denis' Ausbildung und seine 15-jährige Berufserfahrung in Moskauer Toprestaurants, um in Deutschland als Koch anerkannt zu werden?
Auch der 20-jährige Kellner Ashti Abdi muss Deutschland verlassen. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Ashti ist mit 13 Jahren hierhergekommen, spricht gut Deutsch, arbeitet seit drei Jahren als Kellner und ist im "Augustiner am Platzl" im Herzen Münchens eine der besten Servicekräfte. Gerade war er dabei, dort auch eine Ausbildung anzufangen. Jetzt wartet der jesidische Christ im Irak auf sein Ausbildungsvisum, um zum Arbeiten zurückkehren zu können. Sein Chef, der Wirt Oliver Wendel, opfert viel Zeit und Geld, um Ashti den Weg durch die Anträge und Behörden zu ebnen und wieder zurückzuholen.
Der Film erzählt anhand dreier Geschichten aus Hochburgen der Gemütlichkeit - Köln und München - von den enormen Hürden, Köche und Bedienungspersonal von außerhalb Europas nach Deutschland zu holen. Dabei sind in Deutschland schon heute etwa ein Viertel aller Arbeitskräfte im Ausland ausgebildet. Forschende schätzen, dass diese Zahl bis 2060 auf 40-55 Prozent steigen wird. Können wir es uns leisten, weiterhin alles nach deutschen Normen zu bewerten? Steuern wir mit deutscher Gründlichkeit ins Wirtshaussterben?
Weitere Ausstrahlungstermine
Personen
WDR/BR/Filmbüro Süd/Stefan Eberlein1 / 3
Kellner Abdi Ashti im Augustiner am Platzl in München.
WDR/Roland Breitschuh2 / 3
Per videocall informiert Wirt Mikko Bayer seine indonesischen Köche über den Stand des "Beschleunigten Fachkräfteverfahrens" - nach acht Monaten Wartezeit.
WDR/Waldemar Hauschild3 / 3
Wirt Oliver Wendel begleitet seinen Kellner Ashti Abdi im Dezember 2023 zum Flughafen. Ashti muss ausreisen, weil sein Asylantrag abgelehnt wurde. Obwohl seine gesamte Familie in Deutschland lebt, obwohl er gut deutsch spricht, obwohl er einen Arbeitsplatz hat.
Der Kampf um Köche und Kellner