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Mi, 06.11.
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arte

Jinpa - Eine Geschichte aus Tibet

Drama, Volksrepublik China 2018

Ein Lastwagenfahrer überfährt auf der staubigen Hochebene von Kekexili versehentlich ein Schaf und versteckt es unter einer Plane auf der Ladefläche. Von Schuldgefühlen geplagt, hält er trotzdem für einen Anhalter an. Der wirkt wie ein gespenstischer Samurai; unter seinen abgetragenen Kleidern verbirgt sich jedoch ein echtes Schwert. In Anbetracht der blutigen Überreste des Schafs, das der Anhalter schnell entdeckt, offenbart er dem Fahrer, dass er auf Rache sinnt. Vor zehn Jahren wurde sein Vater ermordet und er glaubt, den Mörder, einen Mann namens Martsa, endlich aufgespürt zu haben. Als der Fahrer den Anhalter absetzt, stellt sich heraus, dass beide denselben Vornamen tragen: Jinpa. Sie ahnen nicht, dass ihre Schicksale nun für immer miteinander verbunden sind. Von diesem Moment an wird die spirituelle Dimension Tibets in der kargen Landschaft sichtbar. Der reumütige Jinpa bringt das tote Schaf zu einem buddhistischen Kloster, um für dessen Seele beten zu lassen - was keine Wirkung zeigt. Der rachsüchtige Jinpa, der sich von den Freuden des Lebens und weltlichen Genüssen abkehrt, wird zunehmend von Visionen heimgesucht. Der Mord an Martsa nimmt immer realere Züge in seiner Vorstellung an. Er fragt sich, ob diese Bilder Vorahnungen oder Erinnerungen aus einem früheren Leben sind, in dem er vielleicht selbst ein Mörder war. Die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung verschwinden immer mehr. So wird der zunächst monochrom gehaltene Film plötzlich sehr farbig, als Geier eine Leiche verspeisen - ein tibetisches Ritual, das die Vergänglichkeit des Lebens in den Mittelpunkt stellt. Jinpa, der einsame Lastwagenfahrer, fühlt, wie ihm der Bezug zur Wirklichkeit immer weiter entgleitet ...

Originaltitel: Zhuang si le yi zhi yang

Personen

Besetzung Genden Phuntsok
Sonam Wangmo die Barbesitzerin
Regie Pema Tseden
Drehbuch Pema Tseden
Kamera Lu Songye
Musik Lim Giong
Produzent Wong Kar-Wai
Andere Personen Autoren: Tsering Norbu, Schnitt: Jin Di, Chakdor Kyab, William Chang

Hintergrund

Für "Jinpa - Eine Geschichte aus Tibet" ließ sich der preisgekrönte tibetische Regisseur Pema Tseden von einer eigenen Kurzgeschichte und einer des Schriftstellers Tsering Norbu inspirieren. Der Film feierte seine Weltpremiere beim 75. Filmfestival von Venedig 2018, wo er für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde. 2019 erhielt Pema Tseden für "Jinpa - Eine Geschichte aus Tibet" den Cyclo d'Or, einen französischen Filmpreis für herausragende asiatische Filmproduktionen, wie schon 2016 für "Tharlo" und 2024 posthum für "Snow Leopard". Tseden, der im Jahr 2023 mit 53 Jahren verstarb, ist bekannt für seinen Kampf um die authentische Darstellung Tibets und seiner Menschen auf der Leinwand; eine Darstellung, die lange vom chinesischen Staat kontrolliert wurde.