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Mo, 14.10.
0130 – 0230

HR

Polen an der Grenze

Auslandsreportage, D 2023

Entschuldigung, mein liebes Polen, was ist bei dir los? Das fragte sich Marcin Wierzchowski, als er mit der Kamera loszog, um sich ein Bild seines Heimatlandes kurz vor der Parlamentswahl zu machen. Polen ist tief gespalten. Iwonna Kowalska hat mit der Solidarnosc gegen den Kommunismus gekämpft. Jetzt hat sie der regierenden PiS-Partei den Kampf angesagt: "Wenn wir jetzt nichts tun, dann rutschen wir zurück in einen autoritären Staat". Diese Angst ist allgegenwärtig. Gleichzeitig treten die Konflikte mit der EU offen zu Tage. Fast 100 Milliarden Euro sind eingefroren und fließen nicht nach Polen. Oskar Szafarowicz ist Anfang 20 und begeisterter Anhänger der PiS-Partei. Er befürchtet, dass die EU und Deutschland zu viel Einfluss auf Polen haben könnten. Oskar ist stolz darauf, wie sich seine kleine Heimatstadt Lowicz in den letzten Jahren entwickelt hat. "Freiheit, Familie und der Glaube", das ist es, was für ihn Polen ausmacht. Ganz anders sehen das Wiktoria Podlodowska und ihre Freundinnen. Sie ziehen nachts durch die Straßen und plakatieren selbstgedruckte Slogans. Schon wieder ist eine Frau gestorben, weil Ärzte eine lebensnotwendige Abtreibung nicht durchgeführt haben. Und "die PiS will, dass wir zurück an die Kochtöpfe müssen, das machen wir nicht", sagt Wiktoria und klebt das nächste Plakat an die Wand. Marcin Wierzchowski hat aus seinen Begegnungen einen Film gemacht, der einen tiefen Einblick gibt in die zerrissene, wütende, aber auch tatkräftige und zuversichtliche Gesellschaft Polens.

Personen

Von Marcin Wierzchowski