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Mo, 07.10.
0035 – 0240

MDR

ZERV - Die Ermittler in schwieriger Mission

Dokumentation

Es ist eine unglaubliche Geschichte im Rahmen der Wiedervereinigung Deutschlands, die bisher in den Medien nur selten eine Rolle spielte: Die Geschichte einer Sondereinheit, die kapitale Verbrechen aus der Zeit der DDR und der Wende ermitteln und aufklären sollte. 1992 beginnt die ZERV - die größte SoKo der Kriminalpolizei in der Geschichte der BRD - ihre Arbeit. Im Jahr 2000 endet sie. Zeit musste ins Land gehen, um von den acht Jahren des Bestehens dieser Sonderkommission erzählen zu können. Zu viele Fälle wurden damals verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt, zu viele Geheimnisse galt und gilt es auch heute noch zu hüten. Helmut Kohl ernennt die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität - kurz: ZERV - Anfang der 1990er-Jahre zur Chefsache. Er will ein Zeichen setzen. Nicht noch einmal soll sich das wiederholen, was 1945 geschehen war: Das Totschweigen von Verbrechen, das Nichtaufarbeiten. Die meisten Ermittler kommen aus den alten Bundesländern. Sie reisen nach Ostberlin und finden Bedingungen vor, mit denen sie nicht gerechnet hatten: Tausende Kartons mit Akten und Unterlagen, keine Computer, keine Drucker, keine Struktur, Trabis und Barkas als Dienstwagen. Zum Telefonieren gehen sie anfangs in Telefonzellen, aus Sorge, abgehört zu werden. Es dauert, bis sie endlich die Räume am Flughafen Tempelhof, Columbiadamm 4, beziehen können und sie nach und nach so ausgestattet sind, dass sie arbeiten können. Zwölf von ihnen stehen mit ihren Fällen und Erinnerungen im Mittelpunkt der Dokuserie von Regisseurin Heike Bittner und Co-Autor Tom Kühne. Die Ermittler zeigen die Welt des Waffenhandels auf, die Verurteilung von Unschuldigen, die Ermittlungen zu Auftragsmorden und zu Prostitution im Auftrag der Stasi. Sie erzählen auch davon, wie sie versucht haben, Doping öffentlich zu machen, berichten von Mauerschützen und dem Betrug im großen Stil bei der Auflösung der ehemaligen LPGen, Korruptionsfällen im Zuge der Wende bis hin zur ewigen Jagd nach den Millionen und dem Gold der SED. Für viele der Ermittler war es "die beste und spannendste Zeit ihres Lebens", auch wenn sie oft an Grenzen stießen und die Umstände es manchem Täter ermöglichten, zu entkommen. Am Ende haben sie über 20.000 Fälle bearbeitet, einige Milliarden veruntreuter Gelder zurückgeholt und manchen Kriminellen vor Gericht gebracht. Für die Dokumentarserie stehen einmalige Dokumente zur Verfügung: die originalen Ermittlungsakten der Kriminalbeamten. Die Akten galten lange als verschwunden - und werden für diese Serie exklusiv und das erste Mal wieder geöffnet. Darin enthalten: jeder Schritt der Ermittlung von Anfang bis Ende. Ebenso die originalen Protokolle der Vernehmungen, die persönlichen Notizen, die Schlussfolgerungen, Zeichnungen, Fotos. Anhand der Akten lässt sich genau nachvollziehen, wieviel Arbeit die Ermittler in ihre Fälle legten. Das erste Mal seit 25 Jahren können die Beamten ihre Ermittlungen noch einmal nachlesen und tief eintauchen in die Zeit der Verbrecherjagd nach der Wende.

Personen

Von Heike Bittner,