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So, 20.10.
1445 – 1635

arte

Die Farbe der Lüge

Kriminalfilm, Frankreich 1998

In einem kleinen bretonischen Fischerdorf wird ein zehnjähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet - ein Verbrechen, das sich wie ein dunkler Schatten über das idyllische Städtchen legt. Die abgebrühte Kommissarin Frédérique Lesage verdächtigt den Zeichenlehrer René, der seine Schülerin zuletzt lebend sah. Der seit Jahren erfolglose Künstler lebt zusammen mit seiner Frau Vivianne, einer Krankenschwester, am Rande des Ortes. Die Verdächtigungen zerstören den guten Ruf des Malers, der bald alle seine Schüler verliert. Nach Kräften versucht Vivianne, ihren Mann gegen die Gerüchte in Schutz zu nehmen, an deren Verbreitung der zynische Pariser TV-Journalist und Bestsellerautor Desmot nicht ganz unschuldig ist. Während der Arbeit an seinem neuen Roman versucht der im Dorf beliebte Journalist, Vivianne zu verführen. In seinem neuen Werk spekuliert er insgeheim bereits über die Motive Renés, den er als Kindermörder vorverurteilt. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit Vivianne und René kehrt Desmot stark alkoholisiert in seine Villa zurück. Als er am nächsten Morgen tot aufgefunden wird, gerät René erneut ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Mit "Die Farbe der Lüge" blickt der französische Meisterregisseur Claude Chabrol unter den Deckmantel gepflegter Bürgerlichkeit und stößt in eine Welt menschlicher Grausamkeit, Kälte und Verlogenheit vor, die hinter der Fassade von Normalität und Moral lauert. Sein Film ist ein Psychokrimi voller doppelbödiger Dialoge und anspielungsreicher Zitate, der durch seine unterkühlte Inszenierung und subtile Spannung überzeugt. Immer wieder führt Chabrol den Zuschauer bei der Analyse allgegenwärtiger Lügen geschickt auf falsche Fährten, etabliert eine Atmosphäre des Zweifels und der Unsicherheit und kreiert so eine scharfsinnige, filmische Reflexion über die Wahrheit. "Wir alle leben mit der Lüge. Die Welt ist nun einmal so. Ich zum Beispiel lüge permanent", sagte er über sich selbst.

Originaltitel: Au Coeur du Mensonge

Personen

Besetzung Sandrine Bonnaire Vivianne Sterne
Jacques Gamblin
Valeria Bruni Tedeschi
Antoine de Caunes Germain-Roland Desmot
Bernard Verley Inspektor Loudun
Bulle Ogier Evelyne Bordier
Pierre Martot Regis Marchal
Regie Claude Chabrol
Drehbuch Claude Chabrol, Odile Barski
Kamera Eduardo Serra
Musik Matthieu Chabrol
Produzent Marin Karmitz
Andere Personen Schnitt: Monique Fardoulis

Hintergrund

Claude Chabrol, geboren 1930, ist zunächst Filmkritiker der "Cahiers du Cinéma" bevor er selbst daran geht, das als realitätsfern verworfene Kino der Zeit zu revolutionieren. "Schrei, wenn Du kannst" (1959) ist einer der ersten Kinoerfolge der Nouvelle Vague. Besonders die späten 60er Jahre sind Chabrols Goldene Ära. Mit Klassikern wie "Die untreue Frau" (1969) oder "Das Biest muss sterben" (1969) ergründet er seine bevorzugten Themen - Obsession und Abhängigkeit, Bourgeoisie und Bigotterie, Mord und Rache. Durch die intellektuelle Schärfe und den erzählerischen Realismus erschafft er unter dem Gewand des Thrillers ein eigenes Subgenre des Gesellschaftskrimis.