Kriminalfilm, Frankreich 1998
In einem kleinen bretonischen Fischerdorf wird ein zehnjähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet - ein Verbrechen, das sich wie ein dunkler Schatten über das idyllische Städtchen legt. Die abgebrühte Kommissarin Frédérique Lesage verdächtigt den Zeichenlehrer René, der seine Schülerin zuletzt lebend sah. Der seit Jahren erfolglose Künstler lebt zusammen mit seiner Frau Vivianne, einer Krankenschwester, am Rande des Ortes.
Die Verdächtigungen zerstören den guten Ruf des Malers, der bald alle seine Schüler verliert. Nach Kräften versucht Vivianne, ihren Mann gegen die Gerüchte in Schutz zu nehmen, an deren Verbreitung der zynische Pariser TV-Journalist und Bestsellerautor Desmot nicht ganz unschuldig ist. Während der Arbeit an seinem neuen Roman versucht der im Dorf beliebte Journalist, Vivianne zu verführen. In seinem neuen Werk spekuliert er insgeheim bereits über die Motive Renés, den er als Kindermörder vorverurteilt. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit Vivianne und René kehrt Desmot stark alkoholisiert in seine Villa zurück. Als er am nächsten Morgen tot aufgefunden wird, gerät René erneut ins Fadenkreuz der Ermittlungen.
Mit "Die Farbe der Lüge" blickt der französische Meisterregisseur Claude Chabrol unter den Deckmantel gepflegter Bürgerlichkeit und stößt in eine Welt menschlicher Grausamkeit, Kälte und Verlogenheit vor, die hinter der Fassade von Normalität und Moral lauert. Sein Film ist ein Psychokrimi voller doppelbödiger Dialoge und anspielungsreicher Zitate, der durch seine unterkühlte Inszenierung und subtile Spannung überzeugt. Immer wieder führt Chabrol den Zuschauer bei der Analyse allgegenwärtiger Lügen geschickt auf falsche Fährten, etabliert eine Atmosphäre des Zweifels und der Unsicherheit und kreiert so eine scharfsinnige, filmische Reflexion über die Wahrheit. "Wir alle leben mit der Lüge. Die Welt ist nun einmal so. Ich zum Beispiel lüge permanent", sagte er über sich selbst.
Originaltitel: Au Coeur du Mensonge
Besetzung | Sandrine Bonnaire | Vivianne Sterne |
Jacques Gamblin | ||
Valeria Bruni Tedeschi | ||
Antoine de Caunes | Germain-Roland Desmot | |
Bernard Verley | Inspektor Loudun | |
Bulle Ogier | Evelyne Bordier | |
Pierre Martot | Regis Marchal | |
Regie | Claude Chabrol | |
Drehbuch | Claude Chabrol, Odile Barski | |
Kamera | Eduardo Serra | |
Musik | Matthieu Chabrol | |
Produzent | Marin Karmitz | |
Andere Personen | Schnitt: Monique Fardoulis |
Für den erfolglosen Künstler René Sterne (Jacques Gamblin) und seine Frau Vivianne (Sandrine Bonnaire) beginnt ein schonungsloser Spießrutenlauf.
Claude Chabrol, geboren 1930, ist zunächst Filmkritiker der "Cahiers du Cinéma" bevor er selbst daran geht, das als realitätsfern verworfene Kino der Zeit zu revolutionieren. "Schrei, wenn Du kannst" (1959) ist einer der ersten Kinoerfolge der Nouvelle Vague. Besonders die späten 60er Jahre sind Chabrols Goldene Ära. Mit Klassikern wie "Die untreue Frau" (1969) oder "Das Biest muss sterben" (1969) ergründet er seine bevorzugten Themen - Obsession und Abhängigkeit, Bourgeoisie und Bigotterie, Mord und Rache. Durch die intellektuelle Schärfe und den erzählerischen Realismus erschafft er unter dem Gewand des Thrillers ein eigenes Subgenre des Gesellschaftskrimis.