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Fr, 26.07.
0100 – 0240

arte

Sarah, Abou, Armelle... Erwachsen werden in Marseille

Dokumentarfilm, Frankreich 2020

Elf Jahre später mischen sich ihre Erinnerungen an damals mit den Berichten über ihr Leben und die Hindernisse, die sie weiterhin überwinden müssen. Was bleibt von ihren Hoffnungen auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit? Der Regisseur Régis Sauder drehte von 2009 bis 2011 an einem Gymnasium in einem Brennpunktviertel im Marseiller Norden seinen ersten Dokumentarfilm "Wir alle sind Prinzessinnen" ("Nous, princesses de Clèves"). Die Protagonisten des Films waren angehende Abiturienten, die sich unter Leitung ihrer Französischlehrerin den klassischen französischen Roman "Die Prinzessin von Clèves" auf vielfältige, auch szenische Weise aneigneten. Dabei brachten die Kursteilnehmenden ihre Träume, Wünsche und Ängste zum Ausdruck. Sie entdeckten in dem Text von 1678 überraschende Parallelen zu ihrer eigenen Erfahrungs- und Gefühlswelt und ahnten die Brüchigkeit der Devise "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" voraus. Elf Jahre später drehte der Regisseur wieder mit derselben Gruppe. Nun vermischen sich die Erinnerungen der jungen Erwachsenen mit den Berichten über ihr Leben und die Hindernisse, die sie weiterhin überwinden müssen, ohne die Hoffnung auf einen Platz in der Gesellschaft zu verlieren. "Ich weiß sehr wohl, dass es nichts Schwierigeres gibt als das, was ich tue." Dieses Romanzitat bewegt sie - und die Zuschauer - mehr denn je. Das Bewusstsein über ihr benachteiligtes Herkunftsmilieu bereitete den Jugendlichen von damals zwar Probleme, hinderte sie jedoch nicht am Träumen. Heute haben sie aufgrund ihrer Erfahrungen in der Erwachsenenwelt ein geschärftes Bewusstsein für ihre Lage entwickelt. Der Film von 2011 wollte energisch die Klischees über eine Vorstadtjugend dekonstruieren, der angeblich eine hoffnungslose Zukunft vorherbestimmt sei. Der Film von 2022 macht deutlich: Es ist möglich, derjenige zu werden, der man sein möchte. Sie haben Schwierigkeiten und Dramen erlebt, doch die Schülerinnen und Schüler von damals kommen weiter voran und halten unbeirrt an ihrem Zukunftsglauben fest.

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