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Walfang unterm Hakenkreuz
Geschichte, D 2020
Während der Zeit des Nationalsozialismus war Deutschland eine der größten Walfangnationen der Welt, vor allem auf der Südhalbkugel der Erde. So töteten die deutschen Walfänger in den Jahren von 1936 bis 1939 in der Antarktis mehr als 30.000 Blau- und Finnwale. Von dieser systematischen Jagd haben sich die Bestände bis heute nicht erholt. Damals machte man sich darüber jedoch keine Gedanken. Ein weitgehend vergessenes Kapitel der Geschichte, das die Dokumentation anhand von außergewöhnlichen historischen Filmaufnahmen und Aussagen letzter Zeitzeugen beleuchtet.
Dem nationalsozialistischen Regime ging es darum, die sogenannte Fettlücke zu schließen. Denn Fett war Mangelware in Deutschland. Die heimische Landwirtschaft war nicht im Stande, genug zu produzieren, um die Bevölkerung zu ernähren. Deutschland musste Walfett von norwegischen und britischen Flotten importieren. Eine Abhängigkeit vom Ausland, die durch den sogenannten Vierjahresplan beseitigt werden sollte, der eine autarke Rohstoffversorgung des Reichs zum Ziel hatte. 1935 wurden binnen eines Jahres sieben Fangflotten mit über 50 Fangschiffen gebaut, die dann von Bremerhaven und Hamburg aus in die Antarktis aufbrachen. Maßgeblich vorangetrieben von den Firmen Henkel und Walter Rau, die den "Rohstoff Wal" zur Herstellung von Margarine und Waschpulver nutzten. Skrupellos schossen die Fangschiffe in der Antarktis alle Blauwale und Finnwale, die ihnen vor die Harpune kamen. "Der Gestank ist mörderisch zwischen den Bergen von Innereien, die die Matrosen mit Schneeschiebern über die Kante schippen", so schilderte ein Walfänger damals seine Erlebnisse. Die Meeresgiganten wurden auf den Fabrikschiffen noch vor Ort komplett verarbeitet. Das Oberdeck ein blutgetränktes Schlachtfeld.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges brach der internationale Walfang im Südpolarmeer abrupt zusammen. Und rettete am Ende wohl die Wale vor der totalen Ausrottung. Nach dem Krieg war den Deutschen der Walfang und der Bau von Schiffen verboten. Doch in den 1950er-Jahren ging es weiter. Diesmal unter panamaischer Flagge auf dem Walfangschiff "Olympic Challenger" des griechischen Tankerkönigs Aristoteles Onassis. In seiner Flotte heuerten mehrere hundert deutsche Walfänger und Matrosen aus Deutschland an, die vor dem Krieg für Henkel und Rau in der Antarktis gewesen waren. Denn mit dem brutalen Gewerbe ließ sich auch in der Nachkriegszeit noch viel Geld verdienen. Als er 1956 seine Schiffe nach Japan verkaufte, endete das Kapitel des deutschen Walfangs, das unterm Hakenkreuz begann, endgültig.
Weitere Ausstrahlungstermine
Personen
Bayerischer Rundfunk1 / 8
Seifenfabrikant Henkel lässt 1935 einen Frachter zu einem Walfangschiff umbauen und nennt es Jan Wellem.
Bayerischer Rundfunk2 / 8
Die australische Historikerin Charlotte Colding-Smith hat erforscht in Bremerhaven, warum das Naziregime den Walfang unterstützt hat.
Bayerischer Rundfunk3 / 8
Antje Boetius leitet das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Ihr Großvater Eduard war im Dritten Reich als Walfänger unterwegs.
Bayerischer Rundfunk4 / 8
Wie am Fließband wurden bis zu 40 Wale am Tag auf hoher See verarbeitet.
Bayerischer Rundfunk5 / 8
Die Walfangschiffe sind schwimmende Schlachtfabriken. Über 500 000 Kilogramm Öl werden hier täglich gewonnen.
Bayerischer Rundfunk6 / 8
Hans-Günter Trappe war selbst auf einem Walfang-Schiff unterwegs und erinnert sich an die harte und oft verstörende Arbeit an Bord.
Bayerischer Rundfunk7 / 8
Der Historiker Ole Sparenberg hat den Walfang im 20. Jahrhundert erforscht und meint: Nichts hat den Walen mehr geschadet, als die Erfindung der Margarine.
Bayerischer Rundfunk8 / 8
Kurt Rehder ging in den 1950er Jahren auf Walfang.
Walfang unterm Hakenkreuz